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Das Problem der Kunst.
nicht zur Kritik und zu einer der Methode, der Zielrichtung und
der Kenntnisse wegen als philosophisch zu nennenden Forschungs¬
methode gelangt sind, als Wahrnehmung bezeichnet wird, ist der
Gedanke, der sich selbst prüft und sich einen Begriff von sich
selbst, seiner eigenen Haltung und Bedürfnisse sowie der ordnen¬
den Gesetze des eigenen Wirkens gibt: ein Gedanke, der, bemühen
wir uns, ihn zu vervollkommnen (und ist man nicht stets darum
bemüht?) sich bestimmt als der Vervollkommnung fähig und damit
als unvollkommen erweisen wird; indem er aber vervollkommnungs¬
fähig ist, ist er bereits Gedanke.
Das ist der Grund, weshalb die Kunst, ihrem menschlichen Cha¬
rakter gemäß, für alle Menschen ein Problem ist, nicht nur für die
wenigen, die sich von den anderen als Philosophen unterscheiden.
Sie ist ein Problem, an dem niemand sich für uninteressiert er¬
klären kann, und tatsächlich ist jeder an ihm beteiligt.
4.
Der Problembegriff.
Was heißt das: ein Problem sein?
Ein Problem ist jedes Hindernis, das der Gedanke überwinden
muß, um zu jener Entfaltung voranzuschreiten, in der sein Leben
oder vielmehr sein Sein selbst besteht; und man verstehe unter
dem Gedanken nicht das Attribut des denkenden Seins (zum Beispiel
des Menschen), sondern das denkende Sein selbst (den Menschen).
Der ist immer Wächter seines Gedankens und so seiner selbst. So
daß Stillstand des Gedankens nicht das gleiche ist, das gleiche
wäre wie Ende und Stillstand irgendeiner Bewegung der Natur:
ein einfacher Vorgang, der sich ohne weiteres erklären läßt. Der
behinderte und eingeschlossene Gedanke ist ein lebendiges Wesen,
das in sich sein eigenes Lebensprinzip trägt; er ist, besser gesagt,
ein Subjekt, eine Persönlichkeit, die sich als Selbstbewußtsein und
Wille behauptet, daher auf Hindernisse reagiert und sich nicht auf-
heben läßt, sondern die Hindernisse zu überwinden sucht, weil
sein Wesen in eben dieser Selbstbestätigung liegt und eine Auf¬
hebung also nicht zuläßt.
Das Hindernis, auf das der Gedanke stoßen kann und über
das zu triumphieren er seiner Natur nach notwendig bemüht ist,
muß, um ihm als Gegensatz zu begegnen, von außen an ihn heran¬
treten, sich ihm als Grenze entgegenstellen. Denn, wie wir sehen
werden, wer „Gedanke“ sagt, sagt „Freiheit“, und wer „Freiheit“