Full text: Philosophie der Kunst

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Die Attribute der Kunst. 
Homunculus schaffen. Wie die Natur keine Künstelei kennt, so 
erfüllt das Genie die Wunder der Natur ohne vergebliche Ver¬ 
wendung künstlicher Hilfsmittel, ohne Regeln und ohne Rezepte. 
Es sucht seine Welt nicht außer sich, sondern in sich, und aus 
seinem Innern schafft es mit der gleichen unwiderstehlichen Kraft, 
wie sie sich beim Blühen der Pflanze zeigt, die gewaltig in die 
Höhe strebt und hinanklettert, um sich im Raum ihren Platz zu 
schaffen und soviel wie möglich von der umgebenden Welt in 
ihren eigenen Lebenskreis zu ziehen. 
Diese Identität des Genies mit der Natur ist kein Gleichnis, 
sondern der Ausdruck eines reinen spekulativen Begriffs. Er ist 
verständlich für den, der begriffen hat, was die dialektische Kraft 
des Gefühls, das die Seele des Körpers und des Gedankens ist, 
bedeutet, wie für den, der in unsern Begriff der Natur als im Ge¬ 
fühl geistig pulsierende Wirklichkeit eingedrungen ist, wonach sie 
Körper ist, doch nur soweit der Körper unendlich ist. Diese vis 
interna naturae entzieht sich der wissenschaftlichen Analyse der 
Chemie und der Mechanik, weil sie als schöpferische Kraft der 
Synthese immer jenseits jeglicher Analyse bleibt; dieses Leben 
ist tatsächlich der wissenschaftlichen Forschung verschlossen, die 
die Ebene der Erscheinungen, auf die die wissenschaftliche Unter¬ 
suchung sich zu beschränken gezwungen ist, überschreitet, und die 
stets unter aller Augen mit unerschöpflicher Kraft alle Lebens¬ 
formen zu lenken und zu erneuern hat, in denen die Natur sich 
uns fortgesetzt darstellt; das ist das Leben, das uns durchströmt 
und uns erwärmt und uns antreibt, im Denken nicht untätige Zu¬ 
schauer der Welt zu bleiben, sondern aktiv an ihr teilzunehmen, 
ja allmählich unsere Welt zu schaffen, in der unser ganzes Leben 
sich äußert. 
Immerhin muß man wohl darauf achten, daß diese vis interna 
nur unter folgender Bedingung als diejenige, die Gedanke wird, 
verstanden werden kann: sie darf nicht als eine in den Samen 
einer Pflanze oder in die Pflanze selbst eingeschlossene um¬ 
schriebene Kraft aufgefaßt werden, die sich außerhalb von uns, 
wie außerhalb jeder anderen Pflanze und aller übrigen Dinge 
der Welt befindet, in derselben Weise wie ich, um meine Seele zu 
erfassen, sie nicht — wie man einmal phantasierte — als ein¬ 
gekapselt in meinen besonderen Körper darstellen kann. So sind 
die Pflanze wie mein besonderer Körper das Erzeugnis der abstrak¬ 
ten Analyse, auf der man nicht beharren kann, ohne in die mate¬ 
rialistische Auffassung zu verfallen, die sinnlos ist. Die vis, von
	        
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