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Die Attribute der Kunst.
Vor allem muß man zwischen der Natur der Naturalisten (die
ein in den abstrakten Logos zu verbannender Mythos ist, wo es nicht
Leben noch Wahrheit gibt) und der Natur des Idealisten unterschei¬
den (die die denkbar sicherste Wirklichkeit ist). Das ist die Natur,
von der wir schon in der Einleitung und in dem Kapitel über das Ge¬
fühl sprachen: die Natur, die dem Gedanken zwar entgegengesetzt,
aber eben deshalb im Gedanken ist; und die eben dieses Subjekt
ist, das der Gedanke in sich selbst findet als das Sein, dessen Werden
er ist. Diese Natur ist unser Körper, unser ganzer Körper, das All;
in sie sind sozusagen unser Sonderkörper und alle endlichen gegen¬
ständlichen Dinge eingefügt, die sich von ihm unterscheiden und um
ihn in einer unbegrenzten und unbegrenzbaren Sphäre aufgereiht
sind. Dieser Körper verunmittelbart sich im Gefühl mit dem Subjekt
und setzt es; er scheint der besondere Körper zu sein, obwohl er
nichts anderes denn der Körper des All sein kann: die Natur.
Diese Natur, in der allein man geboren wird und lebt und auf
die uns jeder Gedanke zurückführt, der sich des Daseins dessen,
das er denkt, vergewissern will. Und es ist diese Natur, weil es
unser Körper ist, das Gefühl, aus dem wir leben, und für das wir
existieren, ohne uns in einen abstrakten und eitlen Gedanken zu
verlieren; das Gefühl, durch das wir uns ansehen, uns mit den
Händen berühren, um uns zu vergewissern, ob wir sind, vor allem
aber, uns empfinden (wir empfinden uns wohlverstanden insoweit,
wie dieses gleiche Gefühl sich in der Synthese des Gedankens
sammelt). Und nur wenn wir uns ideell bemühen, die Mühe
unseres Gedankens aufzuheben, nehmen wir unser Leben wahr,
wie es auf reines Fühlen zurückgeführt ist, wie es mit unserem
physischen Leben verschmilzt und identisch wird, das heißt mit
dem Leben unseres Körpers und daher der unendlichen Natur,
die sich uns unter unseren Augen offenbart, in unserm Innern aber
sich bildet. Und hier finden wir sie mit der mächtigen Kraft ihrer
schöpferischen Aktivität, die im Innern des Samens und dann in
den Stämmen und Zweigen und Kronen der Bäume schlägt, die
wächst und blüht, sich in allem Lebendigen rührt, die erzeugt und
ewig das Leben aus dem Tode entstehen läßt, die den Gestirnen
und dem All eine ewige Bewegung aufdrückt, die nie stillsteht; und
sie bewegt sich — weshalb? Was ist diese Bewegung anderes als
das, was den Gedanken aus dem Gefühl entstehen läßt, und was
mit dem Gedanken in alle Unendlichkeit die Probleme des Seins
und des Lebens löst?