Liebe und Sprache.
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ihrem Wege gequält wird? Und was ist ihr Seinsgrund? Man kämpft,
um zu siegen, und um die Hindernisse niederzuschlagen, die uns all¬
mählich den Weg verstellen. Man polemisiert, um die anderen
von unserer Wahrheit zu überzeugen oder uns auf diese Weise
in der Überzeugung zu bestärken, wir besäßen die Wahrheit, so
daß wir ruhig auf die Zustimmung des Gegners verzichten können,
der so von unserem Standpunkt aus mattgesetzt ist. Man führt
Krieg, um den Feind zu vernichten oder ihn zur Annahme solcher
Friedensbedingungen zu bringen, daß unsere Interessen gesichert
sind und die Wünsche erfüllt werden, um die wir den Krieg unter¬
nehmen. In jedem Fall ist das Ziel, dem man zustrebt, und um
dessen willen man handelt, die Erreichung eines Übereinkom¬
mens, das nicht mehr bestand: die Übereinkunft und die Ver¬
wirklichung des Geistes, das heißt des Selbst-Bewußtseins, in dem
das Objekt sich dem Subjekt anpaßt, dies sich als sich selbst findet
und in der unendlichen Freiheit des Gefühls lebt. So liebt es sich
selbst mit dem, was amor intellectualis genannt wurde. Auch die
Liebe zu Gott, der richtig als Objekt dieses amor betrachtet wurde,
ist ein amor sui ipsius intellectualis. Und das ist die genaue Begriffs¬
bestimmung des Geistes, der mittels des Gedankens zu sich selbst,
zum Subjekt, das Gefühl und Liebe ist, zurückkehrt. Liebe zu
sich und Liebe zu einem anderen, soweit alles andere sich mit
dem Sein selbst des liebenden Subjekts identifiziert.
7.
Die Universalität des Schönen und die
angeblichen Grenzen der Kunst.
So wird die Idee der Schönheit immer klarer, als Attribut des
Gefühls oder Subjektes; denn man liebt alles, was schön ist, und
was man recht eigentlich liebt, ist das innere Sein der Subjektivi¬
tät des Gefühls. Man liebt die Kunst und alle Kunstwerke und
alle anderen Erzeugnisse und schöpferischen Tätigkeiten des
Geistes, dann es gibt kein erzeugendes Tun, das nicht Gedanke
wäre, und es gibt keinen Gedanken, keinen konkreten Gedanken,
d. h. einen Gedanken, den einer denkt, der nicht der Ge¬
danke eines Gefühls wäre, wie ein Körper, der beseelt ist, weil
in ihm eine Seele lebt, die fühlt und sich für den, der zu hören
versteht, an jedem Punkte des Körpers fühlen läßt.
Und so wird auch die Kunst als schöpferische Aktivität von