Full text: Philosophie der Kunst

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Die Aktualität der Kunst. 
Geschöpfe bilden ein geschlossenes Geschehen, in dem alles wirklich 
ist, weil der Schöpfer wirklich ist, von dem die Geschöpfe ihren 
Ursprung nehmen. Und in seiner Wirklichkeit, als Schöpfer seiner 
Geschöpfe hat der Verstand jenes System in seiner immanenten 
unmittelbaren Erfassung gegenwärtig, die ihm die Welt erleuchtet 
und jede Erkenntnis ermöglicht. Nichts von Pantheismus, wie 
Rosmini fürchtete: die Geschöpfe einfache Geschöpfe, die den 
Schöpfer voraussetzen. Und die Summe der Hauptwahrheiten ist 
nicht eine Idee, sondern ein Urteil oder besser ein lebendiger 
Prozeß. 
So scheint es, als ob der Mittelpunkt des Gedankens sich ver¬ 
schöbe und man von der modernen Gewißheit zur Wahrheit der 
Platonischen Philosophie zurückkehrte. So scheint es in einem ersten 
Augenblick dem Gioberti. Er zögerte übrigens nicht einzusehen, 
daß seine berühmte ideelle Formel, wie er sie zunächst aufgestellt 
hatte („Das Seiende schafft das Daseiende“), unvollständig sei und 
des zweiten Gliedes entbehrte, wie er es ausdrückte: „Das Daseiende 
kehrt zum Seienden zurück“. Rückkehr, soweit es Geist, Subjekt 
ist, das — wie dieser Philosoph kühn sagt — zwar geschaffen ist, 
seinem Schöpfer aber mit gleicher Münze heimzahlt, indem er ihn 
mittels der Erkenntnis neu schafft. Und so tritt von neuem das 
Daseiende auf, aber es tritt als Subjekt auf, das sich zwar auf seinen 
Schöpfer beziehen muß, doch nur insoweit, wie dieser Schöpfer 
auch von ihm geschaffen ist. Und das Sein wäre nur eine Annahme, 
eine reine Möglichkeit, wie Rosmini es vermutet hatte, wenn es, 
das Daseiende, es nicht wäre, in dem das Seiende sich widerspiegelt 
und als Bewußtsein von sich zu sich selbst zurückkehrt. Seine Ver¬ 
wirklichung findet mittels des Daseienden statt, soweit dieses Da¬ 
seiende Existierende Subjekt ist. Und wenn das Seiende, das alles 
denkbar macht, eben das Seiende ist, das mittels des Daseienden 
erkannt und verwirklicht wird, mittels des Daseienden, das Sub¬ 
jekt des Erkennens ist, so ist auch diesesmal im Subjekt nicht 
nur das Prinzip jeglicher Gewißheit hinsichtlich aller Einzeldinge 
wie hinsichtlich Gottes enthalten, sondern es ist zugleich auch das 
Prinzip der Wirklichkeit überhaupt. Zerreißt diesen Ring, und die 
ganze Kette, die die Welt trägt, wird sie in den Abgrund stürzen 
lassen.
	        
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