Full text: Philosophie der Kunst

Die Form. 
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jektivität wie reine Objektivität ist, und der diese unmittelbare 
Gegenüberstellung in der Wirklichkeit des Selbst-Bewußtseins 
versöhnt. 
Kaum hat man das Dasein der Kunst gesehen oder flüchtig 
wahrgenommen, so ist man im Besitz der begrifflichen Bestim¬ 
mung. Oder vielmehr: ganz allmählich, wie man sich dieser Be¬ 
stimmung näherte, erwarb man die Möglichkeit, das Dasein der 
Kunst zu entdecken. 
Aber unsere Definition gehört nicht zu denen, die, kaum aus¬ 
gesprochen, Zustimmung hervorrufen und den Geist befriedigt 
lassen. Die größte Schwierigkeit, die sich ihr sofort entgegenstellt, 
ist die, daß unter dieser Voraussetzung Kunst alles und daher 
nichts ist. Denn die Definition definiert, soweit sie unterscheidet, 
und solange alles Ununterschieden bleibt, hat man nichts definiert. 
Wenn nämlich die Form des Ich als reine Subjektivität dem 
vermittelten Gedanken immanent ist und einzig in diesem Ge¬ 
danken existiert, so kann man tatsächlich niemals von reiner 
Subjektivität sprechen, und die Kunst wird sein, soweit sie nicht 
ist; denn was man findet, wird immer der Gedanke sein, der die 
Lösung der reinen Subjektivität in der Aktualität des Selbst-Be¬ 
wußtseins ist. Ein Kunstwerk, das Kunst-Werk und nicht Ge¬ 
danken-Werk ist, wird es niemals geben; denn mit der gleichen 
Berechtigung irgendeines Kunstwerkes wird Kunst immer ein 
irgendwie gestaltetes Gedankenwerk sein. 
Eine auffallende Schwierigkeit, die aber, wenn man sie genau 
betrachtet, tatsächlich nicht besteht. Mit einem Bilde, das natürlich 
nur den Wert hat, den ein solches Bild im allgemeinen haben kann, 
das aber unsern Begriff zu erhellen vermag, kann man sagen, daß 
die Unterscheidung zwischen Kunst und Gedanken — wenn man 
die vorgeschlagene Begriffsbestimmung annimmt — nicht verschwin¬ 
det; sie schneidet nur nicht mehr senkrecht die Ebene der geistigen 
Wirklichkeit, sondern waagerecht. Waagerecht ist auch die Kantische 
Unterscheidung zwischen Intuition und Begriff, von der nie jemand 
behauptet hat, sie sei keine genaue und in die Wirklichkeit des 
geistigen Lebens eindringende Unterscheidung. Wer kennt nicht 
den berühmten Ausspruch Kants, Anschauungen ohne Begriffe seien 
blind und Begriffe ohne Anschauungen seien leer? Und wer weiß 
daher nicht, daß nach Kant in der Erfahrung nicht auf der einen 
Seite Anschauungen und auf der andern Begriffe sind, sondern daß 
alle Erfahrung synthesis a priori beider Momente ist, die uns im 
Urteil verliehen ist? Und nachdem wir an Kant erinnert haben,
	        
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