Die Form.
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legung, Urteil ist, entkleiden, um ideell zu dem echten und eigent¬
lichen Kern der reinen Kunst zu gelangen* Es bleibt zu sehen, was
in einem Kunstwerk oder dem, was man so nennt, an Gedanklichem
ist, wovon man absehen muß, um den inneren Kern zu isolieren und
zu bestimmen, der ganz Kunst ist.
Ist aber richtig, was wir sagten, daß nämlich das die Kunst be¬
gleitende Bewußtsein die Form des vollendeten Gedankens sei, der
Selbst-Bewußtsein oder eben das Bewußtsein ist, in dem das Sub¬
jekt sich im Objekt wiedererkennt und daher im Objekt Bewußt¬
sein von sich selbst hat und von sich als bestimmte Erkenntnis des
Objekts Kenntnis nimmt, so heißt das offenkundig vom Gedanken
absehen, von der konkreten und praktischen Verwirklichung der
Selbsterkenntnis absehen, die vom Subjekt ausgeht, um sich zum
Objekt zu bewegen und dann wieder zum Subjekt zurückzukehren.
Diese Bewegung ideell unterdrücken und beim Ausgangspunkt
bleiben, bedeutet die Maßnahme vornehmen, die erforderlich ist,
um in einem Kunstwerk zu dem Grundsatz zu gelangen, der dem
ganzen geistigen Leben, das er umfaßt, künstlerische Geltung ver¬
leiht. Was gänzlich undenkbar und daher sinnlos ist, ist die Unter¬
stellung, es gäbe einen unbewußten Gedanken oder ein Selbst-
Bewußtsein, das nicht Gedanke, das nicht ganzer Gedanke wäre.
Das Ich in Form des Subjekts.
Wer Subjekt sagt — und es sei gesagt, um zahlreiche beun¬
ruhigte Gewissen zu beschwichtigen, die bei der bloßen Erwäh¬
nung dieses Subjekts erschrecken, gegen das man seit Jahrhunderten
Anklagen und Verdachtsgründe häuft und vervielfacht —, sagt
übrigens nicht Subjekt als Gegensatz und nichts anderes als Gegen¬
satz des Objekts. Die einzige Entgegenstellung, die mit der Logik
unserer Philosophie begreiflich wird, ist die für Gegensätze not¬
wendige Gegenüberstellung, die nämlich, in der keiner der Gegen¬
sätze als für sich und unabhängig vom anderen oder als etwas
Absolutes gedacht werden kann. Die Gegenüberstellung hat eine
notwendige Beziehung der Begriffe oder eine synthetische Aktivität
zur Voraussetzung, die sie beide setzt, indem sie sie gegeneinander
setzt. Im Anfang ist der Logos, diese Beziehung oder das er¬
zeugende Prinzip dieser Beziehung. Wenn dieser Grundsatz sich an¬
fänglich als Subjekt setzt, so ist im Subjekt bereits die schöpferische
Kraft des Objekts vorhanden. So wird in der Natur der eben<1^e^*„.