Full text: Hans Driesch

in der „Philosophie des Organischen“ und in der jüngst erschienenen 
kleinen Schrift „Die Maschine und der Organismus“ gezeigt zu haben, daß 
er auf den Plan treten muß. Denn „gegebene Struktur“ ist angesichts der 
Experimentalergebnisse nicht ausdenkbar. 
Katalysatoren sind, in unserer Sprache, „Mittel“ der Formbildung, ganz 
grundlegende „Mittel“, aber eben — „Mittel“. 
Ich bin sehr gespannt darauf, wie Sie Ihre fruchtbaren Gedanken weiter 
durchführen werden. Chemie und Biologie müssen Zusammenarbeiten, 
unter scharfer Betonung dessen, was der einen und was der anderen zu¬ 
kommt. 
Mit besten Empfehlungen und wiederholt bestem Dank 
Ihr sehr ergebener 
(gez.) Hans Driesch 
Bitte grüßen Sie Herrn Dr. Heinichen.2 
Dem psycho-physischen Parallelismus in der üblichen, d. h. der psycho- 
mechanischen Form bin ich durchaus feind. Hierzu manches in der „Philo¬ 
sophie des Organischen“ und in der Schrift „Leib und Seele“ (letzte Auf¬ 
lage 1923). D. 0. 
Leipzig, 23. 7. 1935 
Sehr verehrter Herr Doctor! 
Erlauben Sie mir, mit ein paar Worten auf Ihre freundlichen Zeilen ein¬ 
zugehen: 
Die Entelechie kennen wir nur aus ihren Wirkungen. Anders gesagt: 
Weil wir angesichts dessen, was geschieht, mit den Begriffen „Struktur“ 
und „Mechanik“ nicht auskommen, führen wir das Agens „Entelechie“ ein. 
Nur, wie ihr Wirken allenfalls gedacht werden könnte, vermögen wir 
hypothetisch auszumachen. Hierzu meine „Philosophie des Organischen“, 
4. Auflage, S. 290—353. 
Gurwitsch gilt als kluger, gewissenhafter Forscher. Nachgeprüft habe ich 
seine Arbeiten nicht. Er steht durchaus auf vitalistischem Boden — wenn er 
das auch in Rußland in verschleierter Form ausdriicken muß. Das Wort 
„Vitalismus“ darf auf keinen Fall Vorkommen! 
Was den psycho-physischen Parallelismus angeht, so könnte man, falls 
man ihn bloß als eindeutige Zuordnung auffaßt — (Wundt faßte ihn als 
mehr!) — den Begriff auf Sinnesempfindungen wohl anwenden. Auf alles 
nie/ti-anschauliche Erleben aber paßt er meines Erachtens ganz und gar 
nicht. Da besteht nicht einmal eindeutige Zuordnung des Erlebten zu spezi¬ 
fischen Hirnzuständen. Viel Gutes darüber bei Bergson. 
2 Ebenso wie ich selber ein pensionierter und in Heidelberg wohnender Chemi¬ 
ker der I.G.-Farbenindustrie, der seit Jahren mit ihm in Verbindung stand und 
das auch in eigenen Schriften dokumentierte. 
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