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II. Elementarlehre.
der Natur abkänge von einer bestimmten Differenz (In¬
tensitätsdifferenz) der Energie, und daß die Veränderung
notwendig im Sinne der Ausgleichung dieser Differenz ge¬
schehe. Nicht notwendig hängt mit dieser rein logisch be¬
gründeten Voraussetzung der nur empirische Satz zu¬
sammen (der gewöhnlich mit dem „zweiten Hauptsatz“
unmittelbar in eins gefaßt wird), daß in einem gegebenen
System alle aus den eignen Kräften des Systems fließenden
Veränderungen so verlaufen, daß die absolute Höhe des
höchsten nicht kompensierten Intensitätsunterschieds vor
dem Geschehen nach stattgehabtem Geschehen nicht wieder
im System erreicht wird (oder daß die „Entropie“ eines
Systems einem Maximum zustrebt). Für diesen Satz existiert
ein Grund a priori nicht. Unzulässig ist in jedem Fall
seine Ausdehnung auf das Weltganze, welches als ge¬
schlossenes Energiesystem in keinem noch so eingeschränk¬
ten Sinne gegeben ist oder jemals gegeben sein könnte.
§ 40. Das „Prinzip der Relativität.“
Eine gewisse Analogie zur „nichteuklidischen Geo¬
metrie“ läßt die Relativierung erkennen, welche die Prin¬
zipien der Mechanik und der gesamten Physik durch
gewisse neuere Forschungen von Mathematikern und
Physikern erfahren hat und deren Ausdruck das sogenannte
Relativitätsprinzip ist. In weitester Fassung ist es ver¬
treten worden durch H. Minkowski in dem Vortrag „Raum
und Zeit“ (1909; vgl. Gött. Nachr. 1908, S. 53 ff.). Es
war durch A. Einstein (Ann. d. Physik 4. F. Bd. 17., 1905)
gezeigt worden, daß gewisse Schwierigkeiten, die der
Elektrodynamik von Maxwell nnd Lorentz noch anzuhaften
schienen, sich von selbst aufheben, wenn man die durch¬
gängige Relativität der Zeitbestimmung in bewegten
Systemen, insbesondere ihre Bedingtheit durch die Licht¬
fortpflanzung, genau beachtet, gemäß welcher, wenn Be¬
stimmungen , die für ein ruhendes System gelten, auf ein
gleichförmig bewegtes übertragen werden, mit den Raum¬
koordinaten zugleich der Zeitparameter in bestimmter
Abhängigkeit vom Verhältnis der Geschwindigkeit der
vorausgesetzten Fortbewegung des Systems zur Licht¬
geschwindigkeit sich ändern muß. Es kam hierbei zur