B. Synthetischer Teil. I. Mathematik. 35
damit die positive und negative Zahl (Eins mehr, Eins
weniger), und als gemeinsame Vergleichungsgrundlage des
Mehr und Weniger, somit als Grenze der positiven und
negativen Zahl, die relative Null (+0), die jetzt nicht mehr
den Sinn eines arithmetischen Nichts (Keins), sondern den
rein positiven eben der Vergleichsgrundlage hat. Als
Allgemeinausdruck des Verfahrens der relativen Zählung
läßt sich nunmehr aus der positiven Zahl, der Null und
der negativen Zahl die relative Zahlreihe konstruieren.
Sie ist beiderseits ins Unendliche fortgehend zu denken,
da die Möglichkeit der relativen Zählung so unbeschränkt
ist, wie die der absoluten.
§ 24. Multiplikation und Division.
Die Begründung der Multiplikation und Division ist
der der Addition und Subtraktion genau parallel. Ihr
Fundament ist dasjenige Verhältnis zur Einheit, welches
mit aller Zahl dadurch gesetzt ist, daß es die Einheit ist,
mit der man zählt. Zählen ist nur wiederholte Setzung
von Einem und Einem und so fort. Zwei sind also zwei
Einheiten, geschrieben: 2.1; wo 1 nicht die erste Stelle
der Zahlenreihe, sondern die absolute, funktionelle Einheit,
mit der gezählt wird, oder den Einer besagt. In der
Multiplikation erscheint also die Eins in doppelter Funk¬
tion, als zählend und gezählt. Wiederum aber sind die
Zwei auch ein Zweier (1.2), d. h. es läßt sich auch mit
ihr als neuer, relativer Einheit wiederum zählen: ein Zweier,
zwei Zweier und so fort. Die Eins, mit der gezählt wird,
hat also, wie die Null, von der ans gezählt wird, eine absolute
und eine relative Bedeutung. Hiernach besagt die Gleichung
2.3 = 6 (d. h. = 6.1): mit der Drei, als neuer, relativer
Einheit, Zwei gezählt, und, mit der ursprünglichen, absoluten
Einheit Sechs gezählt, gilt gleichviel. Das heißt nicht:
es ist logisch dasselbe, sondern es sind äquivalente, mit¬
hin vertauschbare Zählweisen; wenn die eine, ist allemal
auch die andere möglich. Hiermit ist nun schon gegeben
das geometrisch genannte Verhältnis; wir ziehen vor, es
das metrische zu nennen; es entspricht der dritten Quan¬
titätsstufe. Der eben ausgesprochene Sachverhalt nämlich
läßt sich auch so ausdrücken: Wie sich zur Eins die Zwei
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