Dieser eine Unterschied zieht noch einen weiteren
nach sich. Krieg ist älter als Handel; denn Krieg
und Handel sind nur zwei verschiedene Mittel, de¬
ren sich der Mensch bedient, um das gleiche Ziel zu
erreichen, nämlich zu besitzen, was er begehrt. Han¬
del bedeutet nichts anderes, als dass der nach dem
Besitz Strebende die Stärke des Besitzers anerkennt.
Er ist ein Versuch, in aller Güte zu erlangen, was
man nicht mehr durch Gewalt zu erwerben hofft.
Ein Mensch, der immer der Stärkste wäre, dächte
nie an Handel. Weil die Erfahrung ihm beweist,
dass der Krieg, das heisst die Anwendung seiner Ge¬
walt gegen die Gewalt Anderer, ihn verschiedenen
Widerständen und Niederlagen aussetzt, nimmt er
seine Zuflucht zum Handel, das heisst zu einem Mit¬
tel, das milder und geeigneter ist, die Teilnahme
eines Andern für das zu gewinnen, was seinem eige¬
nen Vorteil entspricht. Krieg ist Trieb, Handel ist
Berechnung. Deshalb muss eine Zeit kommen, wo
der Handel den Krieg ersetzt. Wir haben diese Zeit
erreicht.
Ich will nicht sagen, dass es bei den Alten keine
Handelsvölker gegeben habe. Sie bildeten jedoch
irgendwie eine Ausnahme von der allgemeinen Re¬
gel. Die Grenzen, die einer Vorlesung gezogen sind,
erlauben mir nicht, Ihnen alle Hindernisse zu nen¬
nen, die sich damals der Entwicklung des Handels
entgegenstellten. Sie kennen sie übrigens so gut wie
ich; deshalb werde ich nur ein einziges erwähnen.
Da die Seeleute des Altertums den Kompass nicht
kannten, trachteten sie danach, nie die Küste aus
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