Full text: Über die Freiheit

das Königtum stürzte. Immerhin übte das Volk un¬ 
mittelbar einen grossen Teil der politischen Rechte 
aus. Es versammelte sich, um über Gesetze abzu¬ 
stimmen und die angeklagten Patrizier abzuurteilen: 
es waren also in Rom nur schwache Anzeichen eines 
repräsentativen Systems vorhanden. 
Diese Einrichtung hat erst die Neuzeit entdeckt. 
Sie werden sehen, meine Herren, dass es der Zustand 
des Menschengeschlechts im Altertum nicht erlaubte, 
ein solches System einzuführen. Die alten Völker 
vermochten weder seine Notwendigkeit zu empfin¬ 
den noch seine Vorteile zu schätzen. Ihr gesellschaft¬ 
licher Aufbau Hess sie eine ganz andere Freiheit 
wünschen als diejenige, welche es uns modernen Men¬ 
schen gewährt. 
Fragen Sie sich zuerst, meine Herren, was in un- 
sern Tagen ein Engländer, ein Franzose, ein Bewoh¬ 
ner der Vereinigten Staaten von Amerika unter dem 
Wort Freiheit versteht! 
Es ist für jeden von ihnen das Recht, nur den Ge¬ 
setzen unterworfen zu sein, weder verhaftet noch 
eingesperrt noch getötet noch auf irgend eine Art 
durch die Willkür eines oder mehrerer Menschen 
misshandelt werden zu können. Es ist für jeden das 
Recht, seine Meinung zu äussern, seinen Beruf zu 
wählen und ihn auszuüben, über seinen Besitz zu 
verfügen, ihn sogar zu missbrauchen, zu kommen 
und zu gehen, ohne um Erlaubnis nachzusuchen und 
ohne über seine Beweggründe und Massnahmen Re¬ 
chenschaft abzulegen. Es ist für jeden das Recht, 
sich mit andern Menschen zu vereinigen, sei es, um 
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