Full text: Über die Freiheit

erlaube den Unterdrückten und Ausgenützten, sich 
zu wehren, jeder Eingriff des Staates verschlimmere 
ihre Lage. Er wusste nichts davon, welche Nöte in 
England das Manchestertum hervorgerufen hatte, er 
wusste nichts von der Kinderarbeit, den geringen 
Löhnen, den bedenklichen Wohnverhältnissen. Er 
glaubte nicht, dass die Industriellen die Arbeiter aus¬ 
nützten. Er ahnte nicht, dass der Aufschwung des 
Welthandels den wirtschaftlichen Ausgleich stören 
könne. Er blieb Theoretiker, der sich in den Parla¬ 
menten auskannte, aber nicht in den Werkstätten, 
Manufakturen und Fabriken; er war Politiker und 
nicht Nationalökonom. Er hielt immer noch die Be¬ 
vorrechteten des ancien regime, die alte Aristokratie 
der Grundbesitzer, die er in den Royalisten be¬ 
kämpfte, und die Handwerksmeister für die alleini¬ 
gen Feinde der Arbeiter. 
Aber wenn er sich auch in der Grossmut der aus 
demVolk herausgewachsenen Industriellen getäuscht, 
wenn sich das liberale System nicht in der menschen¬ 
freundlichen Haltung entwickelt hat, die er erwar¬ 
tete, so war doch in den Grundlagen seines Gedan¬ 
kenganges der Keim zur Abhilfe eingeschlossen. Er 
war nicht müde geworden zu behaupten, dass sich 
die Einrichtungen und Gesetze der Entwicklung des 
Menschengeschlechts anzupassen hätten und dass 
sich das religiöse Gefühl stets neue Glaubensformen 
suche, die den sich ändernden Lebensumständen ent¬ 
sprächen. An diese Erkenntnis lässt sich der von ihm 
nirgends geäusserte Schluss anknüpfen: die ewigen 
Grundsätze der Gerechtigkeit, die ja im religiösen 
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