rische Methode, trägt eine Menge Belege zusammen
und benützt sie, um seine Ideen zu unterbauen. Er
lässt sich aber nicht von diesen Quellen zur Erkennt¬
nis führen, hat er doch selber einmal über seine Re¬
ligionsgeschichte gespottet: «Die Nützlichkeit der
Tatsachen ist wirklich wunderbar. Sehen Sie, ich
habe anfänglich tausend Tatsachen zusammengetra¬
gen; nun, in allen Wechselfällen meines Werkes,
haben mir diese gleichen Tatsachen zu allem ge¬
dient. Ich konnte sie benützen, wie man Soldaten
braucht, dieweil man von Zeit zu Zeit die Schlacht¬
ordnung ändert.» Als Philosoph baut er ähnlich den
Philosophen des 18. Jahrhunderts seine Gedanken¬
reihen auf Grundsätzen auf. So setzt er zum Beispiel
den Gesellschaftsvertrag als Wirklichkeit voraus und
beweist an ihm die beschränkte Geltung der Gesetze.
Aber immer bewahrt er Ruhe und Würde, und
auch in seinen Reden, wo er schlagfertig auf die
Einwürfe eingeht, vermeidet er lärmige Kritik und
persönliche Angriffe. Er bedient sich gerne seiner be-
sonderenWaffe: der Ironie. Sie zeugt von Geist und
Mass. «Mass im Unglück wie im Glück,» sagt er,
«gibt nur das Sittliche. Wo dieses nicht herrscht,
richtet sich das Glück durch Wahn, das Unglück
durch Würdelosigkeit zugrunde.»
Sein ganzes Leben hindurch hat sich Constant,
dieser kritische Spötter, mit religiösen Fragen abge¬
geben, anfänglich ironisch, dann ernsthafter. Er be¬
suchte Predigten und Zusammenkünfte von Mysti¬
kern, das Sterben der ungläubigen Madame Talma
erschütterte ihn, der Tod seines Vaters führte ihn in
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