einem wahren Triumphzug. Kinder, Studenten, Ver¬
eine, Industrielle feierten den «neuen Canning»,
junge Mädchen in Weiss reichten ihm Lorbeerkränze
und Blumensträusse dar, Reiterumzüge, Serenaden,
bengalische Feuer lösten einander ab, und immer wie¬
der ertönte der Ruf: «Es lebe Benjamin Constant!»
Seit 1827 vertrat er nun das Eisass in der Kam¬
mer; doch seine Gesundheit begann zu schwinden.
Im Sommer 1830 musste er sich einer Operation un¬
terziehen. Er war noch nicht ganz hergestellt, als er
am 26. Juli von seinem Freunde La Fayette folgende
Zeilen erhielt: «Es wird hier ein schreckliches Spiel
gespielt. Als Einsatz dienen unsere Köpfe. Bringen
Sie den Ihren!» Trotz des ärztlichen Abratens brach
er sofort auf. Er arbeitete eine Kundgebung an den
Fierzog von Orléans aus und verfasste mit Guizot
und andern zusammen einen Aufruf an das franzö¬
sische Volk, worin die Deputierten begründeten,
weshalb sie Karl X. abgesetzt hatten. Als Philipp
von Orléans am 30. Juli zum Rathaus ritt, um von
La Fayette den Titel eines Generalstatthalters ent¬
gegenzunehmen, Hess sich Constant in einer Sänfte
im Zug mittragen.
In der neuen Regierung wurde er Präsident des
gesetzgebenden Ausschusses im Staatsrat. Seine Un¬
abhängigkeit wusste er sich zu wahren, selbst als ihm
der König «im Namen der Freiheit» 200 000 Fran¬
ken anbot, damit er seine Schulden bezahlen konnte.
«Sire, ich nehme das Geschenk an,» sagte er, «aber
Freiheit kommt vor Dankbarkeit. Wenn Ihre Regie¬
rung Fehler begeht, werde ich der Erste sein, der
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