legte er die Willkür als Grundlage jeder Gewaltherr¬
schaft dar; er zeigte die Bedingungen und die unver¬
meidlichen Folgen und Verkettungen der Tyrannei
auf, wobei das Werk aus einer Kampfschrift gegen
Napoleon zu einer gegen jede Diktatur schlagkräf¬
tigen Waffe erwuchs. Mit diesem Buch begann Con¬
stants Ruhm, begann der zweite Abschnitt seines
Lebens, die Zeit des Wirkens.
Nach dem Sieg der Verbündeten kehrte er nach
Paris zurück, um seine 1802 unterbrochene politische
Tätigkeit wieder aufzunehmen. Er machte sich so¬
fort hinter die Aufgabe, den Franzosen das Wesen
einer parlamentarischen Regierung zu erklären, und
veröffentlichte zu diesem Zweck die «Reflexions sur
les Constitutions et les Garanties». Als die Landung
Napoleons das Land in Schrecken versetzte, als Soult
und Ney zum Kaiser übergingen, hielt er zu Ludwig
XVIII. und forderte in einem Aufruf alle Zögern¬
den auf, sich um den König zu scharen, der Friede,
Sicherheit und Freiheit gewährleiste.
Doch dieser verliess Paris, Constant zauderte,
reiste ab und kehrte wieder zurück. Er erfuhr, dass
Napoleon beabsichtige, eine liberale Verfassung zu
geben; er wurde zum Kaiser gebeten, der ihm ganz
offen sagte, dass er, um das französische Volk zu ge¬
winnen, Freiheit, eine Verfassung gewähren müsse.
Constant erklärte sich bereit, diese Verfassung aus¬
zuarbeiten. Er, der in seinem «Esprit de Conquete»
die Antriebe des Despoten auf gedeckt hatte, er hoffte,
den Gewaltherrscher durch eine Verfassung zu bin¬
den und ihn zum Förderer der Freiheit zu machen.