innewohnendes Gefühl ist. Sieht man doch in der
Tat, dass alle wilden und alle gesitteten Völker sich
zu Füssen der Altäre niederwerfen.
Wir sagen, dass die Religion immer eine Form an¬
nimmt, welche dem gesellschaftlichen Zustand der
sie bekennenden Völker oder Völkerstämme ent¬
spricht. Und in der Tat, der Fetischdienst der Wil¬
den, die Vielgötterei, wie sie Homer bei den Grie¬
chen des Heldenzeitalters beschreibt, diese gleiche
in der Zeit des Perserkrieges ausgebildete Vielgöt¬
terei, die seither in diesen Glauben eingeführte Moral
und Geistigkeit, das Bedürfnis, die groben und den
Gegenstand der Anbetung entwürdigenden Über¬
lieferungen zu beseitigen, in einer noch spätem
Epoche der Hang zur Einheit, das Aufkommen des
Theismus in dem Augenblick, wo die Überlegung
und die Erfahrung zu beweisen beginnen, dass
manche Ursachen nicht imstande sind, die Natur¬
erscheinungen oder die Wechselfälle des Schicksals
zu erklären, schliesslich der Triumph der einheit¬
lichen Lehre, als der menschliche Geist sich endgültig
erhellt: alle diese Dinge bilden eine Reihe von Tat¬
sachen, welche beweisen, dass zwischen der Religion
und den Fortschritten der Erkenntnis ständige Be¬
ziehungen bestehen und dass die Religion danach
strebt, sich immer auf der Höhe dieser Fortschritte
zu halten. Wir räumen zwar ein, dass Fähigkeiten,
die ausserhalb unserer schwachen und unvollkom¬
menen Natur liegen, dieses Bestreben zu gewissen
Zeiten gefördert haben, dass zum Beispiel, obgleich
der Mensch unfähig war, den Begriff des Theismus