Full text: Über die Freiheit

in Coppet auf suchen wollen, hatte sie unterwegs an¬ 
getroffen, sie hatte ihn in ihrer Kutsche nach ihrem 
Schloss mitgenommen, und hier war er geblieben. Er 
wurde zum gern gehörten Mitglied der Gesellschaft 
und schliesslich zum Geliebten der * Allzu Berühm¬ 
ten», wie Frau von Stael in der Constantschen Fa¬ 
milie hiess. Wer ihren Salon besuchte, hörte gespannt 
den geistreichen Gesprächen zu, welche die Tochter 
Neckers und Benjamin Constant miteinander führ¬ 
ten, und bald war der lange, ungelenke, rothaarige 
Waadtländer weit herum für seinen Witz und seine 
Schlagfertigkeit bekannt. Von hier tat er den Schritt 
in die Öffentlichkeit: in Paris gab er politische 
Briefe heraus. Scharfe Kritik wurde laut: «Welch 
schöne Sache wäre es, wenn Carnot diesem kleinen 
Schweizer die Türe wiese!» Bis Constant 1802 Frank¬ 
reich verliess, und von neuem nach seiner Rückkehr 
1814, hielt man ihm immer wieder seine schweize¬ 
rische Abstammung vor und versuchte ihn aus der 
französischen Politik zu verdrängen. Er reiste zu 
denVerwandten, um Beweise für seine hugenottische 
Abkunft zusammenzutragen; doch konnte er seine 
Bemühungen einstellen, als Genf 1798 Frankreich 
einverleibt und die Constants dadurch französische 
Bürger wurden. 
Madame de Stael und Constant traten mit Tal- 
leyrand und Sieyes einem politischen Klub, dem 
«Cercle Constitutionnel», bei; Constant wurde sogar 
Sekretär, und Talleyrand schlug ihn Bonaparte als 
Organisator der Cisalpinischen Republik vor. Der 
Plan verwirklichte sich nicht, aber schliesslich wurde 
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