Full text: Über die Freiheit

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rung könne nicht erschiessen, selbst wenn sie es wollte; 
sie wolle es zweifellos nicht, selbst wenn sie es könnte. 
Erlauben ist deshalb die bessere Lösung. 
Man muss beachten, dass Gesetze, mit denen man 
Vorbeugen will, im Grunde genommen Gesetze sind, 
welche strafen. Die Regierung verbietet, ohne Vor¬ 
zensur drucken zu lassen. Wie wird sie indessen 
einen Schriftsteller hindern, ihr Verbot zu übertre¬ 
ten? Man müsste vor allen bekannten Druckereien 
Wachen auf stellen und ausserdem Haussuchungen 
durchführen, um die geheimen Druckereien zu ent¬ 
decken. Das ist Inquisition grössten Ausmasses. 
Wenn die Regierung hingegen nicht zu diesen Mass¬ 
nahmen greift, dann beugt sie nicht mehr vor, dann 
straft sie. Nur bestraft sie ein anderes Vergehen, 
nämlich dasjenige, ohne Erlaubnis zu drucken, statt 
dass sie das Vergehen verfolgt, verwerfliche Dinge 
zu drucken. Die Schrift wird nichtsdestoweniger 
erschienen sein. Das gewichtige Beweismittel, das 
man immer anführt, ist irrig. Eine Zensur sei nötig, 
sagt man, denn wenn es nur Strafgesetze gebe, könne 
ein Verfasser zwar wohl bestraft werden, doch sei 
das Unheil bereits geschehen. Aber wenn sich der 
Schriftsteller der Zensur nicht unterwirft, wenn er 
heimlich drucken lässt, so kann er wohl wegen die¬ 
ser Gesetzesübertretung bestraft werden, doch das 
Unheil wird ebenfalls bereits geschehen sein. Man 
wird zwei Vergehen statt eines zu bestrafen, man 
wird indessen nicht vorgebeugt haben. Wenn man 
glaubt, dass sich die Schriftsteller nicht durch die 
Strafe einschüchtern lassen, die ihnen wegen des In¬ 
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