Full text: Geschichte des römischen Königs Wilhelm von Holland

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samen Einnahme der Stadt auch jetzt noch nicht ausreichte. 
Indessen war doch nach Konrads Rückzuge kein Angriff mehr 
zu befürchten, und so konnte Wilhelm jetzt der Einladung des 
Papstes, nach Lyon zu kommen, Folge leisten. Aber wie kläg¬ 
lich war diese Reise Wilhelms zum Papste! Kein weltlicher 
Fürst begleitete ihn, nur der Erzbischof von Trier bildete mit 
50 Reitern das Gefolge des Königs ■), welcher indess vom Papste 
ehrenvoll aufgenommen wurde. Vergebens wartete man 14 Tage 
lanff auf die Ankunft von Reichsfürsten und berieth sich wäh- 
renddessen über die Interessen des Reiches. Besonders wirkte 
Wilhelm hier beim Papste selbst für seinen Schwager Johann 
und dessen Bruder Balduin von Avennes: Innocenz bestätigte 
am 17. April die Legitimität der beiden Brüder1 2). Als nun 
niemand mehr erschien, hielt der Papst am 14. April eine An¬ 
rede an die Versammelten; der ihm zur Seite stehende Erz¬ 
bischof von Trier übersetzte dem König und seiner Begleitung 
die Worte ins Deutsche. Einige Tage darauf traten der König 
und der Erzbischof, dem der Papst für seine Anhänglichkeit 
an die Kirche und seine Unterstützung Wilhelms Dank ab- 
slattete und den er durch viele Geschenke ein te, nach Empfang 
des päpstlichen Segens den Rückweg an. Der Papst hatte durch 
diese Zusammenkunft ohne Zweifel eine Sammlung der kirch¬ 
lichen Partei unter ihm und zugleich eine gewisse Anerkennung 
des Königtums seines Schützlings bei den deutschen Fürsten zu 
erlangen beabsichtigt. Dieser Zweck war aber völlig verfehlt. 
Erst Konrads Abzug aus Deutschland, wo jetzL die staufische 
Partei sich selbst überlassen war, bewirkte eine geringe Än¬ 
derung der Lage zu Wilhelms Gunsten. 
Auf seinem Rückwege gelang es dem König, den Grafen 
Johann von Burgund für sich zu gewinnen ; er versprach ihm 
10000 Mark Silber zu zahlen und versetzte ihm dafür — da 
er eine solche Summe nicht aufbringen könnte — die Einkünfte 
des Reichs in den Städten Besançon und Lausanne3). Dafür 
leistete der Graf ihm den Huldigungseid und versprach seine 
1) Gesta Trev. SS. XXIV, 411. 
2) Potth. II, 14297. 
3) Reg. 101.
	        
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