Full text: Geschichte des römischen Königs Wilhelm von Holland

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candidaten schloss also die Sachlage aus: keiner der Anwesen¬ 
den konnte einen besonderen Grund haben gegen Wilhelms 
Königtum: die Versammlung stimmte also nur dem ihnen wohl 
schon vorher bekannt gewordenen und vielleicht jetzt von dem 
päpstlichen Legaten, unter dessen Vorsitz die Versammlung 
statt fand, officiell ausgesprochenen Vorschläge, Wilhelm als 
römischen König anzuerkennen, bei. 
Spätere Schriftsteller, Johann von Leyden und Johann de 
Beka •), berichten über die unmittelbar auf die Wahl folgenden 
Vorgänge: „Sobald die Wahl verkündet wurde, war die Freude 
der ganzen Ritterschaft sehr gross; denn der zum König er¬ 
wählte 20-jährige Jüngling zeichnete sich durch seinen schlanken, 
regelmässigen Körperbau vorteilhaft aus; sein jugendlich frisches 
Gesicht war von pechschwarzen Haaren umrahmt; er war noch 
bartlos“. Dazu rühmt ein Brief des Papstes an den rector 
S. Mariae in Gosmedin1 2), dass der König, wie der Brief des 
Cardinais Capocci über die stattgefundene Wahl ihm, dem 
Papste, melde und die öffentliche Meinung bestätige, „ein guter 
Katholik, ein tüchtiger Krieger, stark an Körper und Geist, voll 
jugendlicher Begeisterung, doch von weiser Mässigung, bei allen 
durch seinen Charakter sowohl wie seine äussere Erscheinung 
beliebt sei“. Diese ausführliche Schilderung der Persönlich¬ 
keit Wilhelms findet auch durch einzelne andere Quellen ihre 
Bestätigung. So rühmen ihn die Annal. S. Justinae Patavini3) 
als „einen durchaus rechtschaffenen und durch ritterliche 
Uebungen ausgezeichneten Mann“, die Erfurter Annalen4) nennen 
ihn „durchaus friedliebend und durch Bescheidenheit und Ent¬ 
haltsamkeit ausgezeichnet“, die „Thaten der Bischöfe von Ver- 
1) Bei Böhmer, Fontes II, 433: Et ecce quam primum puhlicata 
fuit electio, totius militiae solennis erat exaltatio; nam et idem electus 
vicesimum agens annum, adhuc luit imberbis, rubore decorus, cute can¬ 
didus, crine nigerrimus, statura procerus ac in dispositione totius cor¬ 
poris collaudandus. 
2) Gedruckt in den Fontes Her. austriac. IT, S. 430, nr. 10 und aus 
Beka bei Böhmer, Font. II, 435. 
3) M. G. SS. XIX, 161, 39-43. 
v 4) M. G. SS. XVI, 35, 21. 22. 
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