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unten1) zu zeigen, dass alle anderen Berichte uns über diese
Wahl teils absichtlich Falsches überliefert haben, teils — in
späterer Zeit verfasst aus Unkenntnis der Vorzeit — nach den
zu ihrer Zeit herrschenden Gewohnheiten berichten. Die ein¬
fache Erzählung unseres Pantaleonsannalisten ist folgende: „Der
Legat Peter und viele Bischöfe, nemlich Konrad von Köln, Sieg¬
fried von Mainz, Arnold von Trier, Gerhard von Bremen und
viele andere Bischöfe und der Herzog von Brabant mit vielen
Grafen veranstalten eine Versammlung auf freiem Felde nahe
bei dem Flecken Worringen und wählen zum neuen König
Wilhelm, den Grafen von Holland, der noch ein Jüngling, aber
nach ihrem Urteil zur Bekleidung dieser hohen Würde wünschens-
werth geeignet war“. Die Anwesenheit der hier aufgezähken
Fürsten findet, wie wir oben sahen, ihre Bestätigung auch durch
andere Chronisten und durch Urkunden; dass der Annalist nicht
die Namen der „vielen Bischöfe und Grafen“ nennt, welche
wir oben zusammengestellt haben, erklärt sich sehr leicht dar¬
aus, dass er sie mit Recht neben den genannten hervorragen¬
den Herren nicht für so wichtig hielt; er weiss aber sehr w ohl,
dass multi alii episcopi und multi comites anwesend waren.
Wir sahen ferner, dass nach seiner Erzählung der Cardinal
durch jene hartnäckige Weigerung der kölnischen Bürger ver¬
anlasst sei, die Versammlung ausserhalb der Stadt abzuhalten.
Dies geschah nun in campo iuxta villam Worinch, in einem
Orte, den auch die Gesta Treverorum, der etwa 100 Jahre
spätere Geschichtsschreiber Века angeben, und den die am
4. October , also einen Tag nach der Wahl dort ausgestellte
Urkunde einiger Erzbischöfe und Bischöfe bestätigt. Da nun
— so müssen wir uns den oben angeführten Zusatz der Ann.
5. Pantal. erklären — der kleine Ort selbst nicht Raum genug
für die Versammlung bol — denn ohne Zweifel waren mit
den geistlichen und weltlichen Fürsten eine grosse Anzahl
Ritter, Knechte und viel Volk zusammengekommen —, so fand
die Versammlung und die Wahl auf freiem Felde bei Wor¬
ringen statt2). Ueber die Art und Weise, wie diese „Wahl“
1) Siehe Anhang 4.
2) Böhmer a. a. O. S, 3 gibt Neuss als fV’ahlort an, indem er sich
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