Full text: Geschichte des römischen Königs Wilhelm von Holland

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Bund in seiner Gegenwart tagt, einen gewissen Einfluss auf ihn 
ausiiben. Der König stellt über dem Bunde; er ist nicht selbst 
Mitglied. Ganz deutlich geht hieraus hervor, dass es Wilhelm 
gelungen ist, sich über die Vereinigung zu erheben; jedoch 
nicht allein durch seine Politik, sondern eben so sehr durch 
die Streitigkeiten, welche unter den Bundesmitgliedern selbst 
ausgebrochen waren. Grade diese ermöglichten es ihm, sich 
als Schiedsrichter und Friedensstifter aufzuwerfen. Wenn der 
Bund einig gewesen wäre, hätte Wilhelms Politik allein schwer¬ 
lich solche Erfolge aufzuweisen gehabt, wie er sie jetzt erlangte. 
Indessen dürfen wir auch andrerseits seine eigenen Erfolge 
nicht zu gering achten: er hat durch sie wirklich etwas erreicht, 
und zwar sind sie die einzigen Besullate, welche er auf poli¬ 
tischem Gebiete ohne fremde Hilfe, ohne Papst und Kirche, 
davontrug. Auf dem Bundestage zu Oppenheim wurde vom 
Könige der Friede zwischen Herren und Städten des Bundes 
völlig hergestellt. Aber besonders wird von ihm die Bestim¬ 
mung getroffen, falls Herren gegen Städte zu klagen hätten, 
sollte die Klage erst vor den König oder seinen Justitiar oder 
die Scliultheissen von 5 festgesetzten Städten gebracht werden; 
wenn hier kein Rechtsspruch erfolge, so sollte von Seiten des 
Bundes gemeinschaftlich gegen die Friedensbrecher eingeschritten 
werden. Aber alle diese Bestimmungen trifft, wie gesagt, der 
König, nicht der Bund: der König als Schiedsrichter zwischen 
den beiden Parteien. Man sieht nicht, dass der Bund sich 
gegen die Annahme dieser Festsetzungen gesträubt habe, viel¬ 
mehr wird die königliche Urkunde in dem Bericht der Städte 
angeführt. So hat also Wilhelm allmählig die Organe, welche 
der Bund sich selbst für die Handhabung und Erhaltung des 
Friedens gesetzt hatte, zu beseitigen und ihre Befugnisse auf 
sich zu übertragen gewusst. Grosser Widerspruch gegen diesen 
Übergang der richterlichen Gewalt vom Bunde selbst auf den 
König scheint sich nicht geltend gemacht zu haben; offen tritt 
er nirgends hervor. Vielmehr brachten es eben die Verhält¬ 
nisse der Bnndesmitglieder untereinander, welche der König so 
geschickt zu benutzen verstand, mit sich, dass die Wandlung 
ziemlich natürlich und gerechtfertigt erschien. Vom Bunde 
selbst, oder wenigstens von einer Partei desselben, den Städten,
	        
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