Full text: Geschichte des römischen Königs Wilhelm von Holland

Wilhelm gern an, ihre Vereinigung mit den Fürsten im Bunde 
bestätigte er aber noch nicht. Dieses ist wohl der einzige be¬ 
deutendere politische Zug des Königs. Er beabsichtigte nemlich 
den Bund, nachdem derselbe einmal seine Bereitwilligkeit, ihn als 
König anzuerkennen, durch eine Gesandtschaft gezeigt hatte, nicht 
als Vereinigung neben sich bestehen zu lassen, sondern es sollte 
eine Vereinigung unter ihm werden. Denn grade jetzt musste 
ihm das von besonderem Werthe sein, wo ihm der Plan einiger 
Fürsten, ihn abzusetzen, zu Ohren gekommen war. Während 
er auf die erste Nachricht hiervon bei seiner oben erwähnten 
misslichen Lage nicht abgeneigt war, freiwillig die Krone nie¬ 
derzulegen, erhielt er durch den Bund neue Hoffnung auf Hilfe, 
falls er denselben für sich zu gewinnen vermochte. Sobald es 
ihm gelang, über die im Bunde vereinigten Städte und Fürsten 
seine Autorität geltend zu machen, konnte er allen gegen ihn 
gerichteten Plänen entgegentreten. Zu einer solchen Stellung 
über dem Bunde hatte dieser selbst ja durch die Gesandtschaft 
den ersten Schritt gethan: jetzt verfolgte Wilhelm sein Ziel 
weiter und es gelang ihm in der That, den Bund in eine gewisse 
Abhängigkeit zu bringen. 
Das zeigte sich auf dem nächsten Bundestage zu Worms, 
am 6. October 1254. Denn während am Stiftungstage, 13. Juli, 
von König und Beich noch nicht die Rede ist, tritt der Bund 
jetzt in ein bestimmtes Verhältnis zu beiden. Sie fassen, wie 
es in den Aufzeichnungen dieses Wormser Tages heisst, ihre 
Beschlüsse „zu Ehren des Reiches, dem jetzt vorsteht unser 
erlauchter Herr Wilhelm als römischer König“. Dieser wird 
im übrigen sonst in der Urkunde nicht erwähnt, nur hier wird 
er genannt. Es liegt darin allerdings eine Anerkennung durch 
den Bund und doch ist sie so ausgedrückt, dass man die Worte 
auch nur als „Erwähnung einer Thatsache“]) auffassen kann. 
Das war gewiss nicht ohne Absicht geschehen. Denn es be¬ 
fanden sich unter den Bundesmitgliedern Fürsten, welche offenbar 
als Gegner Wilhelms aufgetreten waren: vor allem der Erz¬ 
bischof von Köln, welcher ja kaum zwei Monate vorher jenes 
Bündnis mit Karl von Anjou geschlossen hatte und jetzt sogar 
1) Weizsaecker 208.
	        
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