diesen so ungünstigen Aussichten erklärlicher, als dass der
26jährige König, von allen Anhängern verlassen, sehr bereit
war, seinem Gegencandidaten die Krone freiwillig abzutreten?
Wenn wir daher den Brief Wilhelms an Ottokar1) nicht als
von ersterem wirklich in dieser oder ähnlicher Form abgefasst
ansehen wollen, so spricht sich wenigstens in demselben ganz
deutlich das Gefühl aus, welches ihn, als er von dem Plane,
ihm einen Gegenkönig entgegenzustellen, hörte, beseelen musste.
So stand also von dieser Seile der Anerkennung Ottokars als
römischen Königs nichts entgegen.
Aber noch während des Herbstes 1254 und besonders im
Winter 1254 auf 55 wirkten verschiedene Ereignisse zusammen,
welche den Plan nicht zur Ausführung kommen Messen. Ottokar
selbst nemlich war zwar geneigt, die deutsche Krone an Wil¬
helms Stelle anzunehmen; aber vorsichtig, wie er war, wollte
er sich nicht auf eine Unternehmung einlassen, welche ihm
nicht einen sichern Erfolg versprach. Die Misserfolge Kaiser
Friedrich II. in seinen letzten Jahren, dann die Konrads IV.
und Wilhelms warnten ihn, ein so unsicheres Gut, wie die
deutsche Krone jetzt geworden war, ohne weiteres anzunehmen.
W enn auch seine eigene Macht es verhinderte, dass er wie
Wilhelm seinen eigenen Wählern unterlag, so musste er doch
vor allem — in Hinblick auf das Ende der Staufer — un\
ganz sicher zu gehen, die Kirche zum Freunde haben. Ihr
hatte er selbst ja noch am Ende des vergangenen Jahres Ge¬
horsam versprochen und zugleich dem König Wilhelm Hilfe zu
leisten gelobt. Letzterer war ihm nun freilich geneigt, aber die
Hauptsache war doch, die Kirche seinen Absichten geneigt zu
wissen. Wir können daher wohl annehmen, dass Ottokar, wie
er selbst in seinem Briefe1 2) sagt, Gesandte an den Papst geschickt
habe, um sein Gutachten über den Plan zu vernehmen und
hiernach seine eigene Entscheidung zu treffen. Die Worte in
dem Briefe: ad curiam destinati iterum nuntii sind wohl so zu
erklären, dass Ottokar wirklich zweimal Gesandte an die Curie
schickte, zuerst an Innocenz IV., dann an Alexander IV.: so
1) In der Formelsammlung nr. 2.
2) Formelsammlung nr. 5.