Zuge der Eingliederung keine Versuche zur systematischen Lösung grundlegender
regionalpolitischer Probleme unternommen wurden. Nicht ganz unschuldig daran
waren auch die internationalen Bemühungen um die Lösung der Saarfrage, deren
unzulängliche Ergebnisse viele Probleme schlichtweg vertagten oder auf andere
Entscheidungsebenen verlagerten. So wurde das Luxemburger Vertragswerk weni¬
ger zu einer Grundlage künftiger Kooperation, sondern eher zu einem Regelsystem,
das mit großem Aufwand alle erdenklichen negativen Auswirkungen einer Koope¬
ration zu verhindern suchte. Insbesondere der Gedanke einer umfangreichen
wirtschaftlichen Kooperation im Grenzland blieb dadurch ohne Widerhall.
Indem ein Zusammenbruch ganzer Wirtschaftszweige oder das Auftreten mas¬
senhafter Arbeitslosigkeit verhindert werden konnten, wurde zumindest das ent¬
scheidende politische Ziel der Übergangszeit erreicht. Dazu trug neben dem
günstigen konjunkturellen Umfeld, den umfangreichen Finanztransfers und der
stabilen Situation der saarländischen Wirtschaft auch die saarländische Landes¬
politik bei. Abseits aller Konflikte über die Vergangenheit, die noch über lange
Jahre hinweg in der Öffentlichkeit ausgetragenen wurden, gingen die politischen
Entscheidungsträger in Sachfragen bereits unmittelbar nach der Abstimmung zu
einer intensiven Zusammenarbeit über. Damit aber erwies sich die politische Ein¬
heit „Saarland“ weit über die Amtszeit von Johannes Hoffmann hinaus - auch und
gerade in den Händen seiner politischen Gegner - als wirksames Instrument
regionalpolitischer Problembewältigung.
Literaturhinweise
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S. 25-45
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