Full text: Die Berliner Herpin-Handschrift in der Staatsbibliothek zu Berlin (Ms. Germ. Fol. 464)

Nach dem Ehebruch Lewes mit Clarissa zieht sich der Weiße Ritter so lange zurück, bis 
Lewe Abbitte geleistet. Auf der Flucht begegnen Marie und Florentine einem Ritter, der 
wegen des Ehebruchs nach Lewe sucht. Angesichts dieser Nachricht fällt Florentine in 
Ohnmacht (Bl. 141r und 143-1451). 
(Bl. 142r/Abb. 54): Links am Bildrand bilden Büsche und dünne Bäumchen den Rand des Wal¬ 
des, vor dem eine Ebene liegt. Am Waldrandfließt ein schmaler Bach, der den Wald von der planen Flä¬ 
che abgrengt. In der Bildmitte kniet Lern mit gefalteten Händen und aufwärts gerichtetem Blick vor dem 
Weißen Ritter, der, den rechten Fuß fest in den Steigbügel gestemmt, auf seinem Pferd sitgt und den Zei¬ 
gefinger der rechten Hand mahnend erhebt. Links wendet sich Lewes Pferd gu seinem Herrn um. 
Vor drei Büschen treffen Florentine und Marie einen Ritter, der sich auf den Hals seines Pferdes nach 
vorne beugt. Beide Frauen tragen Männerkleidung die allerdings nicht alle weiblichen Merkmale ver¬ 
deckt.. Hinter dem Rätter reitet sein Schildknappe, der mit Sch aller, Stech Stange und taillierten Wams 
gewappnet ist. 
Vor einer weit in der Feme liegenden Hafenstadt liegt Florentine ohnmächtig gwischen Hügeln am 
Boden, das rechte Bein abgewinkelt unter dem Unken. Mit dem linken Arm versucht sie sich wieder auf- 
gurichten, während Marie ihren rechten Arm stützend um sie legt. Die Silhouette der Stadt ist mit garten 
Strichen angedeutet, sodass der Anschein entsteht, die Stadt liege in großer Enfemung. In der Mitte der 
Silhouette dominieren gwei Kirchen mit Fürmen. Die eine rückt durch den garten Strich in den Hinter¬ 
grund, die andere sticht nicht nur durch ihre Höhe, sondern auch durch die beiden schlanken Türme her¬ 
vor, die mit einem Schwibbogen verbunden sind.4 “ In der Bucht vor der Stadt liegt eine Karacke mit 
Heckkastell. Rechts am Ufer wachsen einige Büsche und ein Bach fließt mäandernd in das Gewässer. 
Die beiden Frauen gelangen zu einem nahe gelegenen Kloster, vor dem die Äbtissin mit 
einem Haustier spielt. Marie berichtet der Äbtissin von ihrer Flucht und bittet sie um 
Herberge. Die Ordensschwester nimmt Florentine an der Hand und führt die beiden 
Frauen in das Kloster (Bl. 145r—1461). 
(Bl. 142 / Abb. 55): Hinter einem Hügel mit blattlosem Baum stehen die Klostergebäude, die von 
einer hohen Mauer umgeben sind. Das schmale Eingangstor ist mit einem Satteldach und einer kleinen 
Giebelgaube gedeckt. Hinter der Klostermauer steht die Kirche, von der der Chor und ein Teil des Lang¬ 
hauses gu sehen sind. Hinter dieser ist ein weiteres Gebäude sichtbar. Vor dem Tor steht die Abtissindes 
Klosters mit einem kleinen, unidentifigierbaren Tier auf dem rechten Arm. Marie begrüßt die Abtissin 
mit einem Handschlag hinter ihr steht Florentine, die linke Hand gu einer Faust geballt, in der rechten 
den Gehstock haltend. Beide erbitten Sie Herberge im Kloster. 
Die Abtissin weist Florentine mit der Hand den Eingang gum Kloster. Marie folgt den beiden Frauen 
und hebt die rechte Hand gum Redegestus; die Abtissin die linke. Der Illustrator hat die Klosterarchitek¬ 
tur in Variation wiedergegeben. 
Im Kloster ziehen Florentine und Marie Nonnentracht an (Bl. 1461). 
412 Eine solche Kirchensilhouette gab es in Würzburg: Vgl. hierzu die Darstellung Würzburgs in Hartmann 
Schedels Weltchronik (RÜCKER 1988, Kat.Nr. 32, S. 207 mit Abb. auf S. 210f.). 
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