(Bl. 135v/Abb. 49): Links reiten Clarissa und Lern über die offene Zugbrücke aus dem Palast.
Mit der rechten Hand lenkt sie ihr Pferd, in der Unken führt sie eine kurze Leitgerte mit sich.
Aus dem dichten und dunklen Wald reiten die beiden auf eine Burg zp- Lern reitet mit seinem Pferd
vor, dicht hinter ihm hält Clarissa ihre Reitgerte immer noch gebückt in der Hand. Hinter der hölzernen
Plankenbrücke ragt eine mächtige Zinnenmauer mit ebenfalls zinnenbekröntem Rundturm auf.
Das Bildfeld wird durch einen mächtigen Aufgang dominiert, der von rechts unten nach links oben ver¬
läuft. Lewe, der sein Schwert am Griff umklammert, und Clarissa, die ihren Rock %um Gehen rafft, ge¬
hen gemeinsam die Stufen hinauf zp den wartenden Räubern. Lewe legt seinen rechten Arm um ihre Hüf¬
ten, um seinen Besitzanspruch zp verdeutlichend10 Der eine Raubritter trägt einen Hollbart und einen tief
im Gesicht sitzenden Hut. Die rechte Hand locker auf das Treppengeländer gestützt, hält er eine Streit¬
axt über der linken Schulter. Der zweite Räuber lehnt sich, mit einem Fuß auf der unteren Stufe stehend,
mit gekreuzten Armen auf das Geländer. Links vor dem Saaleingang hängen ein Kettenhemd und weitere
Kleidungsstücke über der Balustrade. Unter der Treppe, in der linken Ecke, ist eine große dunkle Nische
ausgespart, in der die Jahreszahl 1487 zp Men ist. Um die verschiedenen Wandflächen wiederzageben,
bediente sich der Illustrator verschiedener Schraffuren, die die einzelnen Wandteile differenzieren.
Da der Räuberhauptmann Clarissa zur Frau haben will, stürmen die Raubritter auf Le¬
we zu. Während des Kampfes wird Clarissa von drei Räubern entführt (Bl. 139l+v).
(BL 136r/Abb. 50): Das Bildfeld ist in zwei Segmente geteilt: Links kämpft Lewe in einem Saal
mit den Rittern, indem er mit seinem Schwert weit über dem Kopf ausholt. Der Gegner dreht sich von ihm
weg hält über seine Schulter Blickkontakt, die linke Hand in Abwehrhaltung und die rechte holt mit
einem Krummsäbel zpm Gegenschlag aus. Hinter dem Zweikampf kriecht ein weiterer Ritter auf die Knie
gesunken am Boden. Im Vordergrund liegt ein erschlagener Räuber, dem die Hand abgetrennt wurde.
Rechts en führen zp'ei Räuber Clarissa auf Pferden.
Ein Ritter hört Clarissas Klagen, befreit sie aus der Gefangenschaft der Raubritter und
bringt sie anschließend in sein Schloss (Bl. 140I+V).
(Bl. 139VAbb. 51): Auf einer Waldlichtung beobachtet Clarissa, ihr Pferd am Zügel haltend, den
Kampf der Rätter. Die Flucht einiger Räuber konzipierte der Zeichner so, dass lediglich die Beine und der
untere Rücken der gebückten Haltung zp sehen sindf1
(BL 140YAbb. 52): Nach der Befreiung bringt der Rätter mit seinem Gefährten Clarissa über einen
mit einer Zinnenmauer umgebenen Hof in sein Schloss. Seinen linken Arm legt er um sie und blickt mit
geneigtem Kopf zu ihr, die ihren Rock gerafft in der rechten Hand hält.
Am nächsten Tag sucht Lewe nach der entführten Clarissa (BL 141J.
(Bl. 141r/Abb. 53): Auf der halbseitigen Miniatur reitet Lewe über die Zugbrücke aus der Burg.
Durch die dicken, dunkel schraffierten Mauern erscheint die Burg trutsfg und unbezwinglich. Die karge
Landschaft ist im Hintergrund durch Hügel und Felsformationen mit spärlicher Vegetation charakteri¬
siert und auf dem Weg liegen vereinzelt Steine.
410 Die Textquelle gibt dazu an: „[...] lewe nam clarissen gutlichn in seinen arm. Vnnd furt sie die stiegen
auf [...]“ (Berlin, Ms. germ. fol. 464, Bl. 139r).
4,1 Dieselbe Haltung zeichnete der Illustrator auch bei der Flucht Abb. 5 und 32.
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