Full text: Die Berliner Herpin-Handschrift in der Staatsbibliothek zu Berlin (Ms. Germ. Fol. 464)

Nachdem der Marschall von Florenz Lewe auf dem Turnierplatz ausfindig gemacht hat, 
kommt es zu einem Zweikampf. Bei Anbruch der Dunkelheit beendet Florentine das 
Turnier, um dem tapfersten Ritter am nächsten Tag den Preis zu überreichen (Bl. 93v-~ 
97'). 
(Bl. 92r/Abb. 30): Die vierte Tumierspene illustrierte der Zeichner mit dem Kampf pwischen Kern, 
dem Weißen Ritter, dem Herzog von Kalabrien und dem Marschall von Florenp Rechts geht ein Knappe 
auf einen Feichnam am Boden pu. Fern pieht im Stehen einen Rätter an seinem Fisiergitter vom Pferd 
und holt mit seinem Kolben aus, um ihm einen Schlag pu verpassen. Der Weiße Rätter reitet auf die los¬ 
stürmenden Gegner pu. Vor dem Banner bemacht ein Schildknappe die bereits gewonnenen Pferde. 
Auf einem Platp in der Stadt Mont lose wird das Turnier beendet. Am rechten Bildrand verlaufen Ge¬ 
bäude. Vor dem Eingang des vorderen Hauses stehen drei Herolde mit Botenstäben, deren Röcke mit 
Wappentieren besetzt sind: Sichtbar sind der kaiserliche Doppeladler und ein schreitender Föwe. Der 
mittlere Herold gibt Fewe die rechte Hand. Hinter dem Weißen Rätter, der ihn begleitet, reitet ein Rätter 
in Räickenansicht winkend in die Tiefe des Bildes. Er scheint den wartenden Knappen, der seine rechte 
Hand in die Hüfte und den Stab auf den Boden stemmt, pu sich pu winken. Im Hintergrund warten ne¬ 
ben einem Brunnen pwei Knappen. 
Während des Turniers schickt Florentine ihren Diener Samson mit einem Geldge¬ 
schenk zu Lewes Wirt. Lewe lässt nach dem Turnier ein Gastmahl ausrichten, während 
sich seine Widersacher, der Herzog von Kalabrien, der Fürst von Tarant und der Mar¬ 
schall von Florenz gegen ihn verbünden (Bl. 97v—lOl4). 
(Bl. 92' / Abb. 31): In dem tonnengewölbten Raum tritt Marie** in Männerkleidung*] durch einen 
kielbogigen Eingang. Sie streckt Fewe, der ihr aus dem rundbogigen Portal gegenüber tritt, einen prall ge¬ 
füllten Geldsack entgegen. Die rechte Hand dankend erhoben, nimmt er es an. Auffallend an der Illustra¬ 
tion ist die Schattenbildung im Ramm: Der Zeichner wählte eine Hichtquelle hinter dem Eingang, die für 
den Betrachter nicht sichtbar ist, denn die Füße beider Figuren werfen Schatten auf den Fliesenboden. 
Auch neben dem linken Eingang schraffierte der Miniator eine Schattenpartie, wobei er die Wand neben 
der Tür, den Boden und den Ansatp des Gewölbes dunkel konzipierte. Die Wand mit den drei Rundbo- 
genfenstem hingegen gestaltete er als Hichtpartie. 
An einer reich gedeckten Tafel sitpen in der linken Bildhälfte Fürsten und Herpöge, die kostbare Klei¬ 
dung tragen. Vor ihnen auf der Tafel liegen rechteckige Schneidbrettchen f90 die Trinkbecher sind teilweise 
dapu gestellt. In der Mitte des Tisches steht eine große Schüssel mit Essen, vor der das Vorschneidebesteck 
über Kreup liegt. Der erste Gast trinkt aus einem Kelch, während Fewe, der mit der rechten Hand auf 
der Tischkante lehnt, den anderen Gästen die Probierschale präsentiert. In Räickenansicht servieren pwei 
Diener Speisen und Getränke. An der Räickwand steht ein pweiter Tisch mit Tischtuch, auf dem noch 
weitere abgedeckte Schüsseln gestapelt sind. Rechts spielen drei Musiker auf Fanfarentrompeten. Musiker 
und Diener sind in der üblichen Hoftracht gekleidet. 
388 Nicht wie in der Illustration dargestellt, bringt Marie Lewe das Geld, sondern Florentine schickt ihren 
Diener Samson zu Lewes Herbergswirt: „[...] Gang weg / vnnd heisse sampson meynen knecht berai- 
ten / ein Sümer voll goldeß Im in die herberge / zu schicken [...]“ (Berlin, Ms. germ. fol. 464, Bl. 97r). 
389 Zum Motiv der Frauen in Männerkleidung vgl. GAEBEL 1999, bes. S. 367—382; WEHSE 1987, Sp. 168— 
186; Thomas 1971, S. 107f. und von Bloh 2002b, S. 505—515 sowie Kapitel 5.3., S. 122f. 
390 Zu den Schneidbrettchen vgl. MOREL 2001, S. 35 und Abb. 5 auf S. 16. 
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