Treffen zwischen Lern und dem Weißen Kitter gezeigt. Sie reiten einander entgegen und geben sich die
Hände zum Zeichen ihrer Vereinbarung. Der Weiße Kitter trägt einen gespaltenen Vollbart, schulterlan¬
ges Haar und ein tailliertes Wams mit gefältelten Ärmeln.
Die Anordnung der Tribüne im Bild ist analog sgur vorherigen. Dennoch spielt die Szene nicht auf
dem Markt-, sondern auf dem Turnierplatz der mit einer Barriere umgeben ist. Auf der Tribüne be¬
obachten der König und Floren tine das Tu miergeschehen. Die Kitter sind nun alle im Stechzeug für das
KolbentumieriS. 8 gerüstet. Um die unter ihren Helmen unkenntlichen Teilnehmer zu identifizieren, sind
die Helme mit einer Helmzier bekrönt. Auf Feines Helm, um den der Kranz Floren tines gelegt ist, ist ein
I ihre mit aufgerissenem Maul und auf dem des Weißen Kitters ist ein spitzer Aufsatz angebracht, der in
drei Blättern ausläuft. Die Pferde sind in Decken gehüllt und mit leichter Kosstim und Gelieger gewapp¬
net. Rechts im Vordergrund treibt ein Tumierhelfer zwei weitere Teilnehmer mit einem langen Stab aus
dem Kampfgeschehen. Dahinter ist ein weiterer Knappe zu sehen, der sich um den am Boden liegenden
Sohn des Kaisers kümmert, den Lewe von seinem Pferd gestoßen hat. Fern reitet in Richtung des Banners
und zieht das gewonnene Pferd am Zügel hinter sich her. Das Banner des Königs von Sizilien ist am
Rande des Platzes auf gestellt. Die Fahne mit angefügtem Wimpelflattert an einer Stange, an der der ge¬
rüstete Gema die gewonnenen Pferde entgegennimmt. Neben Fewe schlagen zwei Tumierteilnehmer mit
Kolben aufeinander ein.
Lewe gewinnt den Kampf gegen zwei Königssöhne. Daraufhin greifen die übrigen
Teilnehmer ihn gemeinsam an, doch mit Hilfe des Weißen Ritters bleibt er unverletzt
(Bl. 91r + vund 93').
(Bl. 87V/Abb. 29): Der Turnierplatz von der Anordnung gleich gestaltet wie in der Zeichnung auf
der Rectoseite. Unter dem königlichen Banner stehen bereits zwei Pferde, die von einem Knappen bewacht
werden. Finks vorne kämpft Fewe mit einem der beiden Königssöhne. Fewe, in Rückenansicht, versetzt
dem weg reitenden Gegner einen Faustschlag unter das Kinn, so dass dieser vom Pferd fällt. Spiegelver¬
kehrt zeichnete der Illustrator eine ähnliche Kampfizene: Rechts reitet der Weiße Ritter mit erhobenem
Kolben auf einen Gegner zu, der seitlich vom Pferd herabhängt. Von allen Seiten greifen weitere Tumier¬
teilnehmer in das Kampfgeschehen ein, während der König und seine Tochter dem Turnier auf der Tribüne
beiwohnen.
Finks ist Fewe zu sehen, der sich auf den Hals seines Pferdes beugt und versucht, den Schlägen seiner
Gegner auszuweichen, die ihn einkreisen. Rechts stürmt der Weiße Ritter auf den Anführer des Angriffs
Zu. Im Hinteigrund unter dem Banner sind drei Pferde angebunden, die von zwei Schildknappen bewacht
werden.
S. 754f.). Auch in der Züricher Wappenrolle wurde es gezeichnet (MERZ/HEGI 1930, S. 89f. mit Abb.
auf Taf. XI Nr. 203). Zur allgemeinen Verwendung von Wappen in den Handschriften des Grafen Jo¬
hanns III. siehe MÜLLER 1989, S. 206—226. Auffällig an dem gezeichneten Wappen ist, dass der Miniator
ein Allianzwappen konzipierte, dessen prominente Stelle mit einem diagonal verlaufenden Balken be¬
setzt ist. Nicht auszuschließen ist ebenfalls, dass es sich bei diesem Wrappen um ein Phantasiewappen
handelt. Zum Gebrauch von Phantasiewappen in den spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Bild¬
künsten vgl. Augustyn 2005, S. 41-82.
387 Kolbenturniere fanden ab dem 15. Jahrhundert statt: BOEHEIM 1966, S. 523.
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