Full text: Die Berliner Herpin-Handschrift in der Staatsbibliothek zu Berlin (Ms. Germ. Fol. 464)

Im 18. Jahrhundert war die illustrierte Handschrift in der Schlossbibliothek zu Ans¬ 
bach. Auf seiner Bibliotheksreise durch Deutschland zwischen 1779 und 1783 sah und 
beschrieb der Historiker und Heraldiker Philipp Wilhelm Gercken (1722—1791)2K" die 
Handschrift folgendermaßen:2^ 
„Codex chartac.285 287 in klein Fol. Saec. XV. in fine scriptus. Ein Heldenroman mit vielen, sehr sauber mit der Feder 
gezeichneten Figuren, wie ich sie in der Art kaum gesehen habe. Die Rubrik ist: Von dem reichen Herzog Lewen, 
er war ein Herzog zu Burgus - . Es scheint, so viel ich in der kurzen Zeit urtheilen konnte, das der Verfasser den 
Herzog Heinrich von Löwen zum Vorwurf gehabt.“288 
Aufgrund eines Beschlusses der preußischen Regierung mussten zwischen 1805 und 
1806_i, ) Handschriften und einige wertvolle Inkunabeln der Ansbacher Schlossbibliothek 
an die Universitätsbibliothek zu Erlangen abgegeben werden.290 291 Unter diesen Umständen 
entstand 1806 in der Universitätsbibliothek Erlangen ein ,Verzeichnis der von Ansbach 
erhaltenen Handschriften [...]* (Erlangen, Universitätsbibliothek, Ms. 2351), in dem auf 
Blatt 151 unter der Handschriftengruppe der Folia unter der Signatur Nr. 39 „eine kleine 
alte deutsche Romanze“-*1 verzeichnet ist. Der Verfasser des Verzeichnisses, August 
285 Zur Person Gerckens vgl. WENTZ 1928, S. 24-45; MÜLLER 31978, Sp. 227 und SCHWARZE 1879, S. 1-3 
oder online: http://www.deutsche-biographie.de/pndll656587X.html (zuletzt aufgerufen am 
10.08.2011 um 17:34 Uhr). 
286 BECKER 1980, Sp. 1451-1464, besonders Sp. 1460, Anm. 282; HAGEN/BÜSCHING 1812, S. 185; HA- 
GEN/BÜSCHING 1809, S. XVf.; zum Besuch Gerckens in der Ansbacher Bibliothek vgl. auch SCHUH- 
MANN 1961, S. 143 und Höf. und HiRSCHiNG 1786, S. 10,12 und S. 22. 
287 Vgl. zur Signatur „Codex chartac.“ (Berlin, Ms. germ. fol. 464, Bl. lv*), auf dem mit Röthel „a chart. 39“ 
geschrieben steht. 
288 GERCKEN 1784, S. 430, Nr. 5. Ähnlich beschreibt 59 Jahre später BÜTTNER 1807 die Handschrift: „liin 
im XVten Jahrhundert zusammengeschriebener Codex chartac. merkwürdig. Er enthält einen alten Hel¬ 
denroman, ist überschrieben: Von dem reichen Herzog Lernen [gemeint Lewen], er war ein Herzog zu 
Burgus, mit sehr vielen mit der Feder vorzüglich sauber gezeichneten Figuren geziert. — Meines Wissens 
ist noch nirgends eine nähere Beschreibung von demselben bekannt gemacht worden.“ (Sp. 600 §2 [Un“ 
ter den papiernen Codicibus war vorzüglich] Nr. 5). 
289 Keunecke 2005, S. 246; Meyer 1902, S. 60; Irmischer 1829, S. 95; Stählin 2009, S. 6 
(http://www.opus.ub.uni-erlangen.de/opus/volltexte/2009/1437/, zuletzt gesehen am 02.11.2010 um 
16:45 Uhr); TlGGESBÄUMKER-MÜTHERTIES 1985, S. 2. 
290 Hierzu vor allem BÜTTNER 1807, Sp. 624 §20 II A: „Die sämtlichen Codices, Manuscripta, dann der 
größte Theil der Incunabeln bis auf diejenigen, welche an die Gymnasien-Bibliothek abgeliefert worden 
sind, dann die noch vorhanden gewesenen Antilen. Der Werth derselben kann nicht bestimmt werden.“ 
Die Ansbacher Schlossbibliothek fertigte einen Katalog ihrer Handschriften und Inkunabeln für die 
Universitätsbibliothek in Erlangen an, der bedauerlicherweise nicht mehr erhalten ist. Für diese Aus¬ 
kunft danke ich besonders der örtlichen Leiterin Frau Ute Kissling in der Staatlichen Bibliothek Ans¬ 
bach. Allgemein zur Geschichte und Teilung der Schlossbibliothek in Ansbach vgl. STIEBER 1761, Bd. I, 
S. 58-60; HIRSCHING 1786, Bd. I, S. 1-36; MEYER 1902, S. 55-64; IRMISCHER 1829, S. 73-101; 
Schuhmann 1961; Haeckel 1953, S. 55-66; Keunecke 2005, S. 246-278 und Pleticha-Geuder 
1989, S. 3-15; Tiggesbäumker-Müterthies, S. 8-22. 
291 Für die Auskunft aus dem Verzeichnis danke ich Frau Sigrid Kohlmann von der Handschriftenabteilung 
der Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg. Von der Hagen und Büsching erwähnen in ihrem ,Litera¬ 
rischen Grundriss1, dass die Ansbacher Handschrift in der Erlanger Universitätsbibliothek zu finden ist; 
HAGEN/BÜSCHING 1812, S. 185. Zur Erlanger Handschrift, ohne Kenntnis der Identität mit der nord- 
bairischen-fränkischen Berliner Handschrift, vgl. auch BASTERT 2014, S. XIX mit Anm. 38. 
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