zu ihrem Tod am 17. januar 1456122 Witwe.121 Mit ca. 48 Jahren wurde sie in der Saarbrü¬
cker Kirche St. Arnual bestattet.124
Mit dem französischen Kulturkreis und mit den Erzählungen der Chansons-de-geste
vertraut, ließ sie in den 30er Jahren des 15. Jahrhunderts vier jüngere Erzählungen aus
dem Karls-Zyklus in frühneuhochdeutsche Prosa übertragen oder übertrug sie — gewiss
mit Hilfe — selbst. Ob weitere Texte durch ihre Mutter an sie übergegangen sind, kann an¬
genommen, aber nicht belegt werden. Darüber hinaus unterhielt sie verwandtschaftliche
Beziehungen zu Literatur fördernden Höfen wie dem Hof ihres Onkels Karl von Loth¬
ringen in Nancy,i2' dem so genannten Musenhof der Wittelsbacher Pfalzgrafen in Heidel¬
berg und über Karls Frau Margarete zur Pfalzgräfin Mechthild von Rottenburg.126 Außer¬
dem war ihr Bruder Antoine als Dichter tätig, unter anderem am Hof Charles de Valois’,
Herzog von Orleans, in Blois an der Loire.12 Marie de Cleves, Gattin von Charles de Va-
krieg vgl. Herrmann 2002, S. 66-85 und 90-98.
122 Das Datum ihres Todestages findet sich auf ihrer Grabplatte in St. Arnual wieder: „Hie liget die hoch-
geborne frawe Elisabeth von lothringen greffyne zu Nassvwe vnd zu Sarbrvcken die starff des iares
MCCCCLV uf sant anthonien dag Der seien got genedig sye“, zitiert nach DORS 1632, S. 188 (wobei die
Jahreszahl hier nach dem Metzer Stil, dem so genannten Annuntiationsstil, nach dem das Jahr am 25.
März, an Maria Verkündigung, begann, zu berechnen ist: Der St. Antonientag 1455 entspricht laut
Rechnung dem 17. Januar 1456.). Vgl. dazu auch RüPPERSBERG 1899, S. 210; TREPESCH 2002, S. 637
und HAUCK 1971, S. 293—321, bes. S. 306. HAGELGANS 1753, S. 45: Allerdings gibt dieser das Jahr laut
der Inschrift an und ebenso vgl. CASPARY 21984, S. 901. Im Tagebuch Heinrichs von Nassau und im
Gebetbuch der Tochter Margarethe (Weimar, Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek, Hs. Q 59) wurden
Eintragungen zur Familiengeschichte an den Rändern des Kalendariums gemacht, hierzu LexMA III,
Sp. 1836; KiLLY III, S. 235; LlEPE 1920, S. 13; VOLKELT 1956/57, S. 37; KRATZSCH 1973, S. 40;
HOPPSTÄDTER/KARBACH 1977, S. 307; STEINHOFF 21980b, Sp. 482; SAUDER 1982, S. 36; MÜLLER
1990, S. 1097; HAUBRICHS 1991, S. 5; CRAMER 32000, S. 70; Kohlmeier 2000, S. 94.
123 Herrmann 2002, S. 64 und Hagelgans 1753, S. 45.
124 HAUBRICHS 1991, S. 5; HAUBRICHS 2002b, S. 11; HAUBRICHS 2012a, S. 51; CRAMER 32000, S. 70; MÜL¬
LER 1990, S. 1097; Sauder 1982, S. 36; Kohlmeier 2000, S. 94; Ruppersberg 1899, S. 210;
Hoppstädter/Karbach 1977, S. 307; LexMa III, Sp. 1836; Steinhoff 21980b, Sp. 482; Killy 111,
S. 235; LlEPE 1920, S. 13 und CASPARY 21984, S. 901: Das Grafengeschlecht von Nassau-Saarbrücken
wurde von der Mitte des 15. bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts in St. Arnual bestattet. Davor lag die
Grabstätte in der Prämonstratenser-Klosterkirche Wadgassen. Elisabeths lebensgroße Skulptur auf der
Grabtumba in der Mitte des Chores von St. Arnual gehört zu den bedeutenden spätmittelalterlichen
Grabplastiken in Südwestdeutschland: Vgl. hierzu Trf:pf:sch 2002, S. 623-656; CASPARY 21984, S. 901;
CLEMEN 1899, S. 3; Lohmeyer 1912, S. 14f.; ZIMMERMANN 1931, S. 89f.; Dors 1632, S. 188-191;
HAUCK 1971, S. 293-321, bes. S. 300f.; VOLKELT 1956, S. 77-81.
125 Der lothringische Dialekt der einzigen erhaltenen Überlieferungen der Alexandrinerversion des ,Lion de
Bourges4 und für den ,Lohier et Malart4 lässt vermuten, dass die literarischen Bemühungen des lothringi¬
schen Hofes auch den Chansons-de-geste galten (GAEBE.L, S. 28). Aber natürlich kommt auch Metz als
überragendes Vermittlungszentrum französischer Kultur in Lothringen in Frage. Vgl. LlEPE 1920,
S. 20f.; Burchert 1987, S. 31; Steinhoff 21980b, Sp. 482; Killy III, S. 235.
126 LexMa III, Sp. 1837; Steinhoff 21980b, Sp. 482; Cramf.r 320 00, S. 70; Ertzdorff 1989, S. 200;
LlEPE 1920, S. 21 f.; BURCHERT 1987, S. 31f.; VOLKELT 1956/57, S. 41 f.; KILLY III, S. 235; SAUDER
1982, S. 36;
127 Ihr Bruder beteiligte sich an der Wiederbelebung höfischer ritterlicher Kultur und Literatur, wie sie an
den tonangebenden Höfen Frankreichs unternommen wurden. LlF^PE 1920, S. 18; HAUBRICHS 1991,
S. 5: Insgesamt 13 Rondeaux und Bergerettes (Schäferidyllen) werden ihm zugeschrieben.
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