Full text: Die Berliner Herpin-Handschrift in der Staatsbibliothek zu Berlin (Ms. Germ. Fol. 464)

oder zu geflochtenen Zöpfen quer über den Kopf511" hochgesteckt sein (vgl, Florie, 
Abb. 14f.). Die Frisuren sind mehrfach durch Schmuck bereichert. So bei Florie, die ihre 
Fiaarschnecken mit einem Diadem mit Blumenmedaillon (Abb. 11) und Florentine, die ih¬ 
re Frisur mit einer Krone schmückt (Abb. 27), Eine Ausnahme ist die kunstvolle Frisur 
bei Florentines Hochzeit: Die geflochtenen Zöpfe sind neben den Schläfen geschwungen 
in einer Haarschlaufe nach oben frisiert.3"1 Am Haaransatz oberhalb der Stirn schmückt 
sie ein gefranstes Medaillon mit einem Stein, unter dem zwei lange Federn über ihren 
Kopf fallen (Abb. 70). 
5.2. Rüstungen 
Die Ritter in den Illustrationen sind stets mit tief in den Nacken gezogenen Schallern, 
Plattenharnisch, Sporen, Handschuhen und verschiedenen Stechwaffen ausgerüstet. Der 
Helmtyp des Schallers entstand um die Mitte des 15. Jahrhunderts parallel zum Platten¬ 
harnisch, dessen hintere Krempe weit in den Nacken gezogen wurde.3"2 Das Kinn büeb 
bei dem mit Sehschlitz oder Klappvisier geschmiedeten Helm ungeschützt, sodass zum 
Schutz ein so genannter Bart an der Harnischbrust befestigt wurde.3"3 Falls die Ritter nicht 
komplett in Rüstzeug gezeigt werden, sind sie mit kurzen Kettenhosen zu ihren taillierten 
Wämsern und Schallern dargestellt. Auf einer Illustration zweier Kämpfender aus dem 
Fechtbuch für Herzog Ludwig den Reichen5"4 sind das Kettenhemd und die -hose unter 
der Rüstung zu sehen, denn sie tragen Arm- und Beinzeug, das an den Rückseiten offen 
blieb. Dagegen tragen die Ritter keinen klassischen Schaller, doch ist der am Helm ange¬ 
brachte Bart erkennbar. Unter den Stechwaffen sind im ,Herpin‘ die Stechstange, der Rei¬ 
terspieß3"3 auch mit Fuchsschweif am Ende der Spitze — wie es in Deutschland üblich 
wurde506 — (Abb. 22, 64f., 67) und Hellebarden3" (Abb. 2, 57, 77f.) bevorzugt. Darüber 
499 pOST 1928, Taf. 106 h1; LOSCHEK 52005, S. 228; NlENHOLDT 1938, S. 71; NlENHOLDT 1974, S. 119. 
500 Zander-Seidel 1990, S. 142 mit Abb. 134 und Nienholdt 1974, S. 119; Jeddig- 
Gesterling/Brutscher 1988, S. 62; Loschek 52005, S. 228; Lehnart 2005, S. 43. 
501 Diese außergewöhnliche Hochsteckfrisur scheint ein Phantasiegebilde des Illustrators zu sein, denn die 
Porträts dieser Zeit weisen keine derartige Frisur auf. 
502 BOEHEIM 1966, S. 38 mit Fig. 26; AUSST.KAT. RITTERWELTEN, Kat.Nr. 9, S. 164-166; HUMMELBER- 
GER 21980, S. 201; POST 1954, Taf. 106 P mit Abb. 17 auf Taf. 106 l2; Norman 1959, S. 17-19 mit Abb. 
5f.; KÜHNEL 1992, S. 107 mit Abb. auf S. 109 und S. 218f.; NICKEL 1974, S. 117-119 mit Abb. auf S. 
83; G AMBER 1957, S. 34 mit Abb. 31—33, 37, 39, 42 und 73 sowie Lehnart 2005, S. 124—126. 
503 Der Schaller mit Bart ist ein Charakteristikum der nordalpinen Rüstungen vgl. GAMBER 1955, S. 42, 44 
und 50 mit Abb. 84 Nr. 12-14; BOEHEIM 1966, S. 40; AUSST.KAT. RITTERWELTEN, Kat.-Nr. 9b, S. 165; 
DROBNÀ 21960, Teil III, Taf. 11 Abb. 3-4; POST 1954, Taf. 106 P. 
504 München, Bayerisches Staatsbibliothek, Cgm 1507, fol. 20r, Digitalisât: http://daten.digitale- 
sammlungen.de/~db/bsb00001840/images/index.html?id=00001840&fip= 193.174.98.30&no- 
=&seite-45 (zuletzt zugegriffen am 15.01.2012, um 13:22 Uhr). Das Fechtbuch für Herzog Ludwig IX. 
den Reichen entstand um 1473 in Bayern, vgl. hierzu SCHNEIDER 1991, S. 190-192 und KDlH 4.2, 
München 2008, S. 68—70 mit Literatur. 
505 Zum Spieß allgemein vgl. HUMMELBERGER 21980, S. 203; BOEHEIM 1966, S. 327f. mit Fig. 385 und 
Lehn art 2005, S. 133f. 
506 Lehn art 2005, S. 134. 
507 Hummelberger 21980, S. 203f. mit Abb. 125f.; Boeheim 1966, S. 330-342, hier bes. S. 332 mit 
119
	        
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