Kommentar
schaft Kirkel an. Nach der Grenzbeschreibung im Weistum von 1519 lag es gar
innerhalb der pfalz-zweibrückischen Kellerei Kirkel. Die Abtei diente den Grafen
von Saarwerden, den Grafen von Homburg und dem niederen Adel der Bliesge-
gend als Grablege, so auch den Slumpen von Bundenbach und den Hubenriß von
Odenbach1487.
Die Untertanen
Die breite Masse der Untertanen taucht in den Rechnungen meist unter den Sam¬
melbezeichnungen arme lüde oder froner auf. Daß es um die materielle Lage der
einfachen Landbevölkerung nicht zum besten stand, geht bereits aus dem erstge¬
nannten, in den zeitgenössischen Quellen allgemein üblichen Begriff hervor.
Die zweite Hälfte des 14. und das 15. Jahrhundert gelten als die Zeit der Sied¬
lungsaufgabe während der spätmittelalterlichen Agrardepression; zahlreiche Wü¬
stungen (im Bereich der Herrschaft Kirkel: Bliesbrücken, Fronsbach1488 1489, Steinfurt,
Volkerskirchen und Fürth1484), verlassene Felder, die als Weide genutzt wurden
oder verbuschten, und infolgedessen ein Rückgang des Getreidebaus, kennzeich¬
nen die allgemeine Situation der Landwirtschaft. Viehhaltung wurde nur zur Siche¬
rung der eigenen Subsistenz betrieben; mehrfach besaßen Bauern nach Ausweis
der Rechnungen nur noch ein halbes Kalb. Während andernorts für den Bedarf der
Städte ein nennenswerter Viehhandc! getrieben wurde1490, mußte der Keller zu
Kirkel, wenn er größere Mengen an Rindern benötigte, diese in Saarbrücken oder
dem lothringischen Städtchen Püttlingen oder auf Jahrmärkten besorgen.
Hingegen läßt sich eine Zunahme von Sonderkulturen feststellen1491. Während die
Kirkeler Rechnungen keine Aussage zum heimischen Obstbau erlauben, gab es
doch in der Region noch eine lokale Weinproduktion in Gailbach. Trotz des be¬
zeugten hohen Aufwandes für die Teichunterhaltung blieb die Fischwirtschaft ein
rentables Geschäft für den Landesherrn; die Preise für 1 kg Karpfen sollen teils
dem Preis für 3,4 bis 6 kg Fleisch entsprochen haben1492. Für das Jahr 1479/80 liegt
gar eine eigene Fischrechnung aus Kirkel vor, die die Bedeutung der über mehrere
ment einer St. Bernhard-Statue aus dem Kloster Wörschweiler, S. 24-30.
148 Der in den Kirkeler Rechnungen mehrfach erwähnte Ritter Johann Hubenriß von Odcn-
bach, der am 17. Oktober 1476 verstarb, wurde im Kloster Wörschweiler begraben, s.
Neubauer, Regesten des Klosters Werschweiler, S. 74 (betr. Grabplatte seines Sohnes oder
seiner Tochter), 77 und S. 355, Nr. 973.
1488 Staerk, Wüstungen, S. 183-184.
1489 Staerk, Wüstungen, S. 187-188.
14;° Abel, Geschichte der deutschen Landwirtschaft, S. 112-128.
14;i Abel, Geschichte der deutschen Landwirtschaft, S. 128-130.
14,~ Abel, Geschichte der deutschen Landwirtschaft, S. 128 und 131.
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