Die Menschen hinter den Rechnungen
dert noch keinen Landrentmeister, den Droege für alle westdeutschen Territorien
behauptet hatl4I\
Als Landesherren werden in den Kirketer Rechnungen erwähnt die Herzoge Stefan
(1410-1459), Ludwig (1459-1489), Kaspar (1489-1490) und Alexander (1489-
1514), gelegentlich auch weitere Angehörige der herzoglichen Familie.
Herzoglicher Besuch auf Burg Kirkel
Der Herzog kam, entweder mit seiner Gattin oder auch alleine, in der Regel für
einige Tage nach Kirkel, vor allem zur Jagd, auf der Durchreise oder auch, um vor
Ort nach dem Rechten zu sehen. Dies geht insbesondere aus den Naturalienrech¬
nungen hervor, die auflisten, was der Herzog und sein Gefolge verspeisten und ihre
Pferde fraßen.
Die genaue Dauer des Aufenthalts des Herzogs wird ebenso wie der anderer Perso¬
nen vom rechnungsführenden Keller detailliert angegeben. Aus der Anzahl des
Gefolges, beim Herzog durchschnittlich zwischen 25 und 45 Personen, bei der
Herzogin ein Dutzend, bei Herzogssöhnen mehrere Personen, darf man schließen,
daß beim regierenden Landesherrn auch in der Zentralverwaltung fungierende und
andere bei Hofe tätige Personen eingeschlossen sind. Des öfteren erwähnt der Kel¬
ler auch, wer während der Anwesenheit des Herzogs abe und zu ride, d. h. zur
Erledigung von Regierungs- oder anderen Geschäften zusätzlich für eine kurze
Zeitspanne in der Burg Kirkel unterzubringen war.
Der Herzog blieb am längsten, wenn er sich im Herbst oder Winter zur Jagd im
Kirkeler Wald aufhielt. Dazu schickte er manchmal auch seine(n) Jäger mit
Knecht(en) voraus. Kamen die Jäger alleine, so hatten sie das erlegte Wild wohl an
die herzogliche Tafel nach Zweibrücken zu liefern.
Kam der Herzog auf Burg Kirkel zu Besuch, wurde aufgetischt, was der Keller
hergab: Regelmäßig gab es dann Brötchen oder Weißbrot, was eine willkommene
Abwechslung vom alltäglichen Kombrot für das Gesinde bedeutete. Denn Weck
gab es sonst nur noch die wenigen Male im Jahr, an denen das Burggesinde zum
Empfang der Kommunion ging. Es scheint, als habe der Keller die Wecken bei
einem der Bäcker kaufen lassen, denn sie tauchen in der Geldrechnung auf; über¬
dies würden sie in den Rechnungen nicht eigens erwähnt, wenn sie aus dem in der
Burgküche vorhandenen Roggen gebacken worden wären.
Neben den feineren Grundnahrungsmitteln dürfte für besondere Anlässe auch das
reichhaltige Geflügel, darunter selbst Pfauen, eine bereits aus der Antike bekannte
Delikatesse, die herzogliche Tafel abwechslungsreicher gestaltet haben.
Die Verlagerung der Residenz von Meisenheim nach Zweibrücken spiegelt sich in
den Rechnungen wieder, insofern Meisenheim in den früheren Rechnungsheften
häufiger genannt wird, während in den späteren Jahren des 15. Jahrhunderts Zwei¬
brücken deutlich häufiger hervortritt. Für das Zweibrücker Schloß waren wohl die
141 ^ Droege, Spätmittelalterliche Staatsfinanzen, S. 5.
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