sich durchaus unterschiedlich. Die Stadthistoriker Rudolf Birtel und Heinz Gillenberg
nennen eine ganze Reihe verschiedener Häusertypen.28 Neben einfachen einstöckigen
Gebäuden entstanden eingeschossige Doppelhäuser sowie zweigeschossige mit je vier
Wohnungen, ln der Regel handelte es sich um Reihen-, mindestens aber um Doppelhaus¬
anordnungen. Die äußere Gestaltung der Häuser variierte. Die Meisten waren schlicht
gehalten, bisweilen konnten sie aber auch eine gewisse Ornamentik aufweisen. Einige
Gebäude orientierten sich am Fachwerkstil. Auch die innere Gestaltung war nicht ein¬
heitlich, gewisse konstitutive Merkmale lassen sich jedoch, bei Betrachtung mehrerer zu
verschiedenen Zeiten erbauten Häusern, identifizieren. In der Regel verfügten die Arbei¬
ter über zwei bis drei Zimmer und eine Küche, die Abortanlage befand sich zum Teil im
Garten oder Hof, zum Teil aul dem Treppenpodest. In der Zwischenkriegszeit, in wel¬
cher der betriebliche Wohnungsbau ebenfalls weiter intensiv gepflegt wurde, wurde der
Abort in die Wohnung integriert. Die Wohnräume nahmen tendenziell etwas an Grö¬
ße zu.288 Nahezu alle Werkswohnungen verfügten zudem über Nutzräume. Dies waren
neben Stauraum im Keller oder im Dachgeschoss sowie gelegentlich einer Waschküche
vor allem landwirtschaftliche Funktionsräume. In der Regel waren die Häuser mit einem
kleinen Stall, einem Schuppen oder einem Geräteraum ausgestattet. Außerdem gehörte
zu fast jedem Haus ein Garten oder eine kleine Ackerfläche zum Anbau von Gemüse, das
heißt zur partiellen Selbstversorgung.289
Die Gestaltung der Häuser soll an dieser Stelle nicht weiter verfolgt werden. Hier ge¬
nügt es zunächst, einige allgemeine Charakteristika der Werkswohnungen festgehalten
zu haben. Zu erwähnen ist noch, dass neben den Familienhäusern auch etliche Schlaf¬
häuser und Schlafsäle zur Unterbringung der Arbeiter entstanden, teils in der Saarbrü¬
cker Straße, teils an anderen Stellen wie etwa auf der Oberschmelz. Hierin wohnten
in der Regel ledige Arbeiter oder solche, eieren Familien im Heimatort zurückblieben.
Letztere kehrten meist am Wochenende zu ihren Frauen und Kindern zurück.290 Außer¬
dem förderte die Werksleitung ganz massiv den Eigenheimbau. Tatsächlich wohnte um
die Jahrhundertwende eine große Zahl der Beschäftigten des Neunkircher Eisenwerks in
ihrem eigenen Haus, sei es in Neunkirchen selbst oder im Umland.291
28 Gillenberg/Birtel/Meiser 1986, bes. S. 34-49. Hier finden sich auch etliche Abbildungen
und Baupläne.
88 Durchschnittsgrößen von Arbeiterwohnungen sind leider nicht bekannt, doch ein Beispiel mag
einen Eindruck vermitteln: 19x0/11 wurden zwei Arbeiterwohnhäuser in der Saarbrücker Straße neu
gebaut, deren Wohnungen nahezu gleich groß waren. Sie hatten jeweils drei Zimmer und eine Küche.
Zimmer 1 maß 3,54 m x 4,69 m, Zimmer 2 3,99 m x 3,45 m und Zimmer 3 3,85 m x 3,07 m. Die Küche
maß 3,34 m x 5,07 m. Siehe dazu StA Nk, Dep. Saarstahl AG, Konzessionen, Mappe 34, Nr. 19.
289 Vgl. Gillenberg/BirteI/Meiser 1986, S. 34-49; Jacob 1993a, S. 126 f.
290 Vgl. ebd., S. 117.
291 Vgl. Frühauf 1980, S. 93. Die Wohnraumversorgung wird in Kapitel IV noch eingehender thema¬
tisiert.
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