gung eine tiefe Zäsur.121 Da Neunkirchen und Düdelingen im internationalen Kontext
betrachtet werden, drängt sich die Frage auf, ob dies auch für die beiden hier untersuchten
Industriegemeinden Geltung hat. Daher ist der dritte Teil der Arbeit, im Gegensatz zu den
beiden vorangehenden Teilen, chronologisch gegliedert: In Kapitel V wird die Organisati-
onsgeschichte vor 1914 behandelt, Kapitel VI setzt mit dem Ersten Weltkrieg ein.
Die Fragestellungen zur Organisationsgeschichte sowie zu einzelnen Ereignissen
im Umfeld der Arbeiterbewegung sind zum Teil mit Hilfe der lokalen wie regionalen
Arbeiterbewegungspresse zu beantworten, die gezielt anhand einzelner Fragestellun¬
gen ausgewertet wurde. Beispielsweise berichteten die entsprechenden Organe über
die jährlichen Maifeiern, über die Eröffnung von Volkshäusern oder über verschiede¬
ne Vereinsgründungen im Dunstkreis der Arbeiterbewegung. Analysiert wurden die
sozialdemokratische „Volksstimme“122 125, das saarländische Pendant zum „Vorwärts“, die
kommunistische „Arbeiterzeitung“121 sowie, für Luxemburg, das der Gewerkschaft nahe
stehende und 1927 von ihr erworbene „Escher Tageblatt“ und der „Proletarier“, das of¬
fizielle Organ der luxemburgischen Freien Gewerkschaften.i2q Die Organe der saarlän¬
dischen Arbeiterbewegung sind im Stadtarchiv Saarbrücken (StA Sb) überliefert, das
Escher Tageblatt findet sich auf Mikrofilm im AnLux und die Ausgaben des Proletariers
werden, wenigstens zum Teil, in der Nationalbibliothek Luxemburg (BibnatLux) archi¬
viert. Eine weitere wichtige Quelle stellen die Polizeiprotokolle der luxemburgischen
Gendarmerie dar. Da bei jeder Versammlung der Düdelinger Gewerkschaftsortsgruppe
ein Polizeibeamter anwesend war, Protokoll führte und dieses an die übergeordneten
Instanzen in die Hauptstadt sandte,12'’ sind die lokalen Aktivitäten der Gewerkschaft
12! Vgl. u.a. Brandt 1996.
122 Der Bestand findet sich im Stadtarchiv Saarbrücken (StA SB). Zur Volksstimme vgl. Merl, An¬
dreas: Tagespresse im Saargebiet 1918-1945, in: Zimmermann, Clemens/HuDEMANN, Rainer/Ku-
derna, Michael (Hrsgg.): Medienlandschaft Saar von 1945 bis zur Gegenwart. Band 1: Medien zwi¬
schen Demokratisierung und Kontrolle (1945-1955), München 2010, S. 57-59, bes. S. 42-50; außerdem
Strumm, Rudi (Hrsg.): Daten und Fakten zur Geschichte sozialdemokratischer und sozialistischer
Zeitungen im Saarland, Saarbrücken 1997, S. 7-16.
123 Auch die „Arbeiterzeitung“ ist im Stadtarchiv Saarbrücken vorhanden. Zur Arbeiterzeitung vgl,
die zwar tendenziöse, aber kenntnisreiche Studie von Luitwin Bies über die Kommunistische Partei im
Saargebiet: Bies, Luitwin: Klassenkampf an der Saar 1919-1955. Die KPD im Saargebiet im Ringen um
die soziale und nationale Befreiung des Volkes (Marxistische Paperbacks, Bd. 84), Frankfurt a. M. 1978,
S. 42-46. Der der KPD nahe stehende Bies bezeichnet die Arbeiterzeitung als „Bindeglied zwischen
der KPD und vielen Arbeitern und Angehörigen anderer Klassen im Saarland“. Siehe ebd., S. 44.
124 Das Escher Tageblatt ist in der Zeitungssammlung des Nationalarchivs Luxemburg überliefert. Zu
dieser linksdemokratischen Zeitung vgl. 1916-1986: Vom Berg- und Hüttenarbeiter verband über den
LAV zum OGB-L. 70 Joër Fräi Gewerkschaft fir déi Schaffend, Esch-sur-Alzette 1986, S. 6. Der Prole¬
tarier findet sich in der Nationalbibliothek Luxemburg. Vgl. hierzu SCUTO 1990, S. 590 ft.
125 Vgl. Wehenkel-Frisch, Janine: Les pionniers oubliés du syndicalisme ouvrier au Luxembourg,
in: 75 Joër fräi Gewerkschaften. Contributions à l’histoire du mouvement syndical luxembourgeois.
Beiträge zur Geschichte der luxemburgischen Gewerkschaftsbewegung, Esch-sur-Alzette 1992, S. 81 —
101, hier S. 89 ff.
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