können über die Vergleichsanordnung in den Branchenkontext der Eisen- und Stahl¬
industrie eingebettet werden, indem gemeinsame Strukturmerkmale au (•gezeigt wer¬
den.9 Die vergleichende Methode dient damit dem oben formulierten Desiderat, die
saarländische wie die luxemburgische Hüttenarbeiterhistoriographie an den übergreifen¬
den Forschungskontext anzubinden. Andererseits aber können über den Vergleich lokale
Sonderentwicklungen und lokalspezifische Konstellationen identifiziert werden, indem
wesentliche Unterschiede hervorgehoben werden. Der komparative Blickwinkel beugt
so gesehen unangemessenen Generalisierungen vor." Der Vergleich besitzt nicht zuletzt
auch eine „heuristische Funktion“: Er öffnet anhand eines lokalen Falles den Blick für
relevante Problem- und Fragestellungen, die sodann auf das Vergleichsobjekt appliziert
werden können.99 Letztenendes verspricht der komparative Ansatz damit valide Ergeb¬
nisse und wurde daher gerade in der Arbeiterhistoriographie immer wieder angewandt.* 100
- Makrogeschichte: Zur Eröffnung einer Debatte, in: Schlumbohm, Jürgen: Mikrogeschichte - Ma¬
krogeschichte. Komplementär oder inkommensurabel?, Göttingen 1998, S.9-32. Besonders wichtig
scheint die Generalisierbarkeit und Anschlussfähigkeit mikrohistorischer Erkenntnisse zu sein: Befunde
auf kleinster Ebene gewinnen erst an Wert, wenn sie in einen größeren Rahmen gestellt werden können.
9 Vgl. Bloch 1994, S. 134-137.
98 Theodor Schieder definierte resultierend aus diesen Überlegungen den Typus des „synthetisieren¬
den Vergleichs“: Dieser vereine „generalisierende“ Momente, welche auf eine größere Anbindung der
Einzelfälle zielen, mit „individualisierenden“ Momenten, welche die (partielle) Eigenheit eines Un¬
tersuchungsgegenstands in den Vordergrund rücken. Siehe Schieder, Theodor: Möglichkeiten und
Grenzen vergleichender Methoden in der Geschichtswissenschaft, in: Schieder, Theodor (Hrsg.):
Geschichte als Wissenschaft. Eine Einführung, München 2i968, S. 195-219, bes. S. 198-202.
99 Zu den Funktionen des historischen Vergleichs, darunter zu seiner heuristischen Funktion, vgl.
Daum, Werner/RiEDERER, Günter/SEGGERN, Harm von: Fallobst und Steinschlag. Einleitende
Überlegungen zum historischen Vergleich, in: Schnabel-SchÜLE, Helga (Hrsg.): Vergleichende Per¬
spektiven - Perspektiven des Vergleichs. Studien zur europäischen Geschichte von der Spätantike bis
ins 20. Jahrhundert (Trierer historische Forschungen, Bd. 39), Mainz 1998, S. 1-21, hier S. 14 f.
100 Klaus Tenfelde steckt in einem konzeptionellen Aufsatz mehrere Themenfelder innerhalb der Ar¬
beiterhistoriographie ab, welche mithilfe des historischen Vergleichs beleuchtet werden können. Dies
sind Analysen der Herkunft und Zusammensetzung der Arbeiterschaft, der Arbeitsverhältnisse, der au¬
ßerbetrieblichen Daseinsbedingungen, des Protest- und Streikverhaltens, der Bewusstseins- und Menta¬
litätsgeschichte sowie der politischen Organisationsverhältnisse. Genau diese Bereiche werden auch in
der vorliegenden Studie mittels des historischen Vergleichs zu eruieren versucht. Vgl. Tenfelde 1986,
S. 40-62. Vgl. außerdem Eisenberg, Christiane: Die Arbeiterbewegungen der Welt im Vergleich.
Methodenkritische Bemerkungen zu einem Projekt des Internationalen Instituts für Sozialgeschichte
in Amsterdam, in: Archiv für Sozialgeschichte 34 (1994), S. 397-410; Thorpe, Wayne: Vergleichende
Arbeitergeschichte: Aus der Arbeit des Amsterdamer Instituts für Sozialgeschichte, in: 1999. Zeitschrift
für Sozialgeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts 8 (1993), S. 83-98. Beide Aufsätze nehmen Bezug auf
eine groß angelegte komparatistische Studie über die Formierung der internationalen Arbeiterbewe¬
gung, die zugleich den Stellenwert des historischen Vergleichs für die internationale Arbeiterbewe¬
gungsforschung exemplifiziert, aufgrund des hohen Generalisierungsgrads aber nicht unproblematisch
ist: Linden, Marcel van der/RojAHN, Jürgen (Hrsgg.): The Formation of Labour Movements 1870-
1914. An International Perspective, 2 Bde., Leiden 1990. Vgl. außerdem Geary, Dick: Die Vorteile und
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