fung der einzelnen Dimensionen, eine angemessene Berücksichtigung der betrieblichen
Arbeitswelt im Hüttenwerk sowie eine deutliche Profilierung der Eisern und Stahlar¬
beiterschaft als sozialer Gruppe, für die gerade in der Frage der gesellschaftlichen und
politischen Partizipation partiell eigene Regeln galten. Ziel der Studie ist es, die längst
überfälligen Synthesen zu leisten. Dabei fließen verschiedene Teilaspekte, die in zahlrei¬
chen Spezialstudien getrennt behandelt worden sind, im Rahmen eines integrativen
Ansatzes zusammen. Im Vorwort zur opulent gestalteten Reihe „Geschichte der Arbei¬
ter und Arbeiterbewegung in Deutschland seit dem Ende des 18. Jahrhunderts“ s, an
der zahlreiche Exponenten der Arbeiterhistoriographie mitwirkten und die gleichsam
einen Höhe- und Abschlusspunkt des Forschungsparadigmas in Deutschland darstellte,
formulierte Gerhard A. Ritter den methodologischen Anspruch der Reihe: „Die Ge¬
schichte der Arbeiterschaft als sozialer Schicht oder Klasse soll mit der Geschichte der
Arbeiterbewegung verknüpft werden,“ 9 Das heißt, dass in der Reihe die Teilgebiete der
Sozialgeschichte mit all ihren Facetten sowie die Organisationsgeschichte zusammen¬
geführt werden sollten.80 Diesem Anspruch fühlt sich auch die vorliegende Arbeit ver¬
pflichtet: Sämtliche Teilbereiche werden dabei in einem engen Nexus betrachtet.
d) Methoden
Die Eisen- und Stahlindustrie mit ihren spezifischen Konstellationen, Machtverhältnis¬
sen und Gruppenstrukturen wird als sozialer Raum81 begriffen und konzipiert. Dieser
soziale Raum wird konstituiert zum einen durch die darin handelnden Akteure, zum
Hier könnten zahlreiche Beispiele genannt werden. Exemplarisch für einen organisationsgescbicbtli-
chen Ansatz seien erwähnt: Grebing, Helga: Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung. Von der
Revolution 1848 bis ins 21. Jahrhundert, Berlin 2007; Miller, Susanne/POTTHOFF, Heinrich: Kleine
Geschichte der SPD. Darstellung und Dokumentation 1848-1990, Bonn 1991; für Luxemburg Fayot
1979. Einen sozialgeschichtlich orientierten Ansatz entlang einzelner Fragestellungen verfolgen: Bor-
scheid, Peter: Verdienst, Einkommen und Vermögen älterer städtischer Arbeiter während der Indus¬
trialisierung, in: Teuteberg, Hans-Jürgen (Hrsg.): Stadtwachstum, Industrialisierung, Sozialer Wan¬
del. Beiträge zur Erforschung der Urbanisierung im 19. und 20. Jahrhundert (Schriften des Vereins für
Socialpolitik, Bd. 156), Berlin 1986, S. 255-276; Brüggemeier, Franz/NiETHAMMER, Lutz: Schlaf¬
gänger, Schnapskasinos und schwerindustrielle Kolonie. Aspekte der Arbeiterwohnungsfrage im Ruhr¬
gebiet vor dem Ersten Weltkrieg, in: Reulecke, Jürgen/WEBER, Wolfhard (Hrsgg.): Fabrik, Familie,
Feierabend, Beiträge zur Sozialgeschichte des Alltags im Industriezeitalter, Wuppertal 1978, S. 135-176.
8 Zu dieser Reihe und den einzelnen Bänden vgl. Schildt 1996, S. 68 f.
9 Das Zitat wurde entnommen aus: Коска, Jürgen: Weder Stand noch Klasse. Unterschichten um
1800 (Geschichte der Arbeiter und der Arbeiterbewegung in Deutschland seit dem Ende des 18. Jahr¬
hunderts, Bd. 1), Bonn 1989, S. и.
80 Vgl. auch Ritter, Gerhard A.: Die Sozialdemokratie im Deutschen Kaiserreich in sozialgeschicht¬
licher Perspektive, in: Historische Zeitschrift 249 (1989), S. 295-362.
81 In Anlehnung an Bourdieu, Pierre: Sozialer Raum und „Klassen“, in: Bourdieu, Pierre: Sozialer
Raum und „Klassen“. Leçon sur la leçon. Zwei Vorlesungen, Frankfurt a. M. 1985, S. 7-46.
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