tenarbeiterpopulation. Die italienische Gemeinde musste zwar mit Ausbruch des Ersten
Weltkriegs einen Aderlass verkraften, um sich dann aber in der Zwischenkriegszeit wieder
zu erholen. Die Strukturen des italienischen Viertels überdauerten den Krieg.16
Abbildung 10: Gruppenfoto der Societd italiana dimutuosoccorso di Dudelange (1904.). 1
Eine derart manifeste Viertelbildung entlang nationaler Grenzlinien war unter den
übrigen in Düddingen vertretenen Nationalitäten zu keinem Zeitpunkt gegeben. Die
anderen Arbeiterviertel waren größtenteils national gemischt. So lebten im Viertel
Schmelz Luxemburger, Belgier und Deutsche, aber auch einige Italiener. 18 Es ist an¬
zunehmen, dass auch andere Nationalitäten ihre speziellen Freizeittormen ausbildeten
und pflegten, ihre eigenen Gaststätten besuchten und bevorzugt unter sich Sport trie¬
ben oder musizierten. So weist Antoinette Reuter nach, dass es andernorts im Minette¬
bezirk unter Franzosen, Belgiern und Elsass-Lothringern den mutui soccorsi vergleich¬
bare Einrichtungen gab. Für Düddingen sind derartige Gründungen allerdings nicht
bezeugt. 19 Je größer aber der Abstand zwischen autochthoner und allochthoner Kultur
16 Vgl. Gallo 1987, S. 156.
! Das italienische Gemeindeleben in Düdelingen verdichtete sich brennspiegelartig in der Mutua¬
litätskasse, die nicht nur soziale Zwecke erfüllte, sondern auch gemeinschaftsstiftend wirkte und ein
breites Freizeitprogramm offerierte. Auffällig sind die zum Teil einheitlichen Kleidungsutensilien, etwa
der charakteristische Hut, sowie die Fahnen. Zwei Mitglieder (Bildmitte) tragen auch Schärpen, wo¬
möglich handelt es sich um die Führungskräfte. Abbildung entnommen aus Caldognetto 1009,
S. 33. Das Original befindet sich im Besitz des CDMH.
18 Vgl. Thiel 1007, S. 10; Conrardy/Krantz 1991, S. 3z.
19 Siehe dazu Reuter, Antoinette: Du pareil au meme? Des associations similaires aux sections du
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