27
Nach anfänglicher, wilder Verzweiflung breitet sich „überirdischer,
seliger Frieden" über der Prinzessin „klares, lächelndes Nntlitz": „was
will ich denn mehr? — was konnte ich schöneres hoffen, als ich schon
besaß? Liebe, nur Liebe! Sie ist reich genug, mir eine Welt voll
Lust und Freuden zu ersetzen, war der Geliebte nicht tot, als ich in
ängstlich stiller Mitternacht seinem unsterblichen Teile meine Liebe ge¬
stand, als ich mich einem Toten verband, um das Leben zu gewinnen?
was war's denn anders, als eine kurze, überraschende Zeitspanne, ein
Traum, in dem der Geliebte lebend nahete, wo er auferstand von den
Toten, um für mich, für meine Liebe, von neuem zu sterben, damit
das Schicksal erfüllt werde. Gemordet habt Ihr ihn? G! Ihr Thoren,
Ihr konnt ihn meinem Herzen nicht entreißen, seine Liebe weiß in
heiliger Stunde meine Seele zu finden, seine durchbohrte Brust mögt
Ihr begraben, die Liebe haltet Ihr nicht darin gefangen, eine leere
hülle habt Ihr erlangt, der Geliebte, die Liebe ist mein!"
So siegt die äußerlich unterliegende Prinzessin innerlich.
Umgekehrt die platen. Sie wird durch ihren äußeren Triumph
im Innern vernichtet. Ihr Benehmen an Königsmarks Leiche öffnet
uns ihre Seele. Eben noch gierig, den Sterbenden zu erwürgen, sucht
sie dem Toten ihren Utem einzuhauchen. Fortan hat sie nicht Lust noch
Nuh, da sie ihren Ubgott verloren! —
Substrat für dieselbe Idee ward vierzig Jahre später der Stoff für
Paul hepse. von worosdar unabhängig, aber bis ins einzelnste mit
ihm übereinstimmend, stellte und loste der Dichter das Problem. Die
Träger der Idee, die Tharaktere, sind im Prinzip dieselben, nach handeln
und Neben.
Die Hauptszenen sind gleich.
verblüffend ist das konforme Spiel der Frauen, wie heyse er¬
schaute worosdar das alt germanische Motiv des Kampfes der weiblichen
Leidenschaften Stolz und Eifersucht. Dieselben Empfindungen weckt der
Tod Königsmarks in der Brust der Nivalinnen, die teils mit denselben
Worten ausgedrückt werden.
Mit dem Blicke Schillers, dessen Entwurf damals noch nicht bekannt
war, sah worosdar u. a. die Apotheose der Prinzessin: „Die Volks¬
liebe zu der Prinzessin wird auf eine muthige und rührende Art laut,
bei ihrem Unglück."
wenn es sonach dem Dichter auch nicht restlos gelang, seiner
Idee die künstlerische Form zu geben, was einem heyse vorbehalten