Full text: Die Prinzessin von Ahlden und Graf Königsmark in der erzählenden Dichtung

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und unterirdischen Löchern ist / woraus Flammen und Gestanck gehen", 
die Grabschrift lautet: 
„hier liegt ein Basilisck / ich mein ein schönes Weib / 
vergifftend andere / so wie sich Zeel und Leib / 
Daß nun die pestilentz nicht mög' in Fimmel kommen / 
So hat der Römer-Schoß sie hier zu sich genommen". 
Der Tugendheld dagegen wird nach Germanien gebracht und in 
heimischer Erde zur Kuh' gebettet. 
Der Rusgang also ein billig erlangter Triumph der „sittlichen 
Weltordnung", der breiteste weg zum Herzen des Durchschnittslesers, 
würdig des Geistes des ganzen Opus. 
Machte ihm der Vielschreiber vorige Fabrikate seiner Esse dienstbar, 
so ist dieser Roman gleichzeitig anderen innerhalb des Rattenkönigs 
der „Liebes- und Pelden-Geschichte" verwandt. Das Verhältnis 
TremarsiZ-Oorimene entspricht dem des „Herzogs Oustavus und der 
Prinzessin Arione" (wie an einer Stelle gesagt wird), das Oonmenens 
zu ihrem Gemahl dem des „Prinzen von l^edurZino und der Prinzessin 
AsopKia". — Die Königin in dem Singspiel „Rebucadnezar" trägt Aäirms 
Namen und Charakter, der übrigens, dank dem verkehr des Verfassers 
in Hamburger Kurtisanenkreisen leidlich anschaulich geriet. 
Beinahe hätte Menantes aber den ganzen Stoff noch einmal unter 
die Feder bekommen. Nachdem er sich nämlich durch den „Satirischen 
Roman" — der, mit der bekannten Technik verfertigt, Hamburger Per¬ 
sönlichkeiten kompromittierte — in dieser Stadt unmöglich gemacht, ward 
er von Herzog Anton Ulrich von Braunschweig-wolsenbüttel^) zur 
Mitarbeit an der „Römischen Octavia"^) ins Rüge gefaßt, und dieser 
Roman handelt im Laufe der Darstellung der römischen Kaiserzeit von 
Tlaudius bis Vespasian in einer seiner 42 Episoden über denselben 
Gegenstand, abermals unter Verkleidung.^) Ein Jahr nach diesem nicht 
verwirklichten Projekt erschien „Die Geschichte der Prinzessin Solane" 
(= Sophie Dorothea) in der „Zugabe zum Beschluß der Römischen 
Gctavia" (1707). 
Znbezug auf den Stil hätten sich beide Schriftsteller gut verstanden. 
Menantes schrieb trotz seiner Sympathie für Lohenstein") schlicht und 
natürlich, Rnton Ulrichs „anmutige deutsche wohlredenheit" wußte die 
„Fruchtbringende Gesellschaft" zu schätzen.^) 
Inhaltlich aber hätte Menantes einen Glaubenswechsel vornehmen 
müssen. Er spekulierte auf die Hintertreppe — die allerdings von je 
auch zum Salon führte — der fürstliche stutor hatte sein odi profanum
	        
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