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Kap. II. § 29.
punkt in Beziehung auf jeden anderen. Die Zeit selbst exi¬
stiert überhaupt nicht anders als im ewigen Jetzt, welches,
in sich selbst unwandelbar und unbeweglich, nur wechselnd
von anderem und anderem Inhalt eingenommen und be¬
stimmt oder besetzt wird. (Diesen Ausdruck des Besetzens
gebraucht auch Kant.) So aber ist es nichts weiter als die
Nullgrundlage für das letzte individuierende Moment, nach
dem wir suchen; darum in sich völlig dimensionslos (die Zeit
hat nicht eine, sondern keine Dimension!) — wonach der
Raum in der Unendlichkeit seiner Dimensionalität (deren
er an sich fähig ist, die an sich in ihm angelegt ist, wenn auch
unsere Physik wie unsere gemeine Naturvorstellung mit drei
Dimensionen — bisher — ausreicht) eben die Fortschreitung,
die Außenentwickelung des Individualen (aber immer doch
in ununterbrochenem, einzigem Zusammenhang) vertritt.
Indessen so bezeichnen auch beide, Zeit und Raum,
gleichfalls nur Vorstufen für das Letzte der Individuation;
untereinander aber verhalten sie sich wiederum so wie die
beiden ersten Phasen jeder Kategorienordnung. Was ich
mit der „Fügung“ besagen wollte, wird hierdurch sehr deut¬
lich. Es ist die zeit-räumliche Gestaltung, Formung, Figu¬
ration. Aber damit ist wieder nur gesagt, wie, in welcher
Gestalt das letzte Individuale sich darstellen muß; das
Letzte dieser Darstellung selbst, der schlechthin eindeutigen
Hinstellung ist damit noch nicht ausgedrückt, sondern es
ist nun erst recht dringlich gefordert: eben als absolute
Gegenwärtigkeit, Präsenz oder Parusie; wie gesagt als
Gegenwärtigkeit des Ewigen, Ewigkeit des Gegenwärtigen,
Einzigkeit des Uberendlichen, Uberendlichkeit des Einzigen;
als das letzte Sich-gebende, oder vielmehr Sich-geben, gleich¬
sam Sich-aussprechen : Da bin ich. Das letzte „Da“, und damit
die Möglichkeit des „Dies-da“, das Aristotelische róde, hocce,
oder haecce res (von haecceitas sprachen die Scholastiker):
das ist es, was jene letzte Vereinzigung allein erbringen kann,