Grundkategorien.
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das Erscheinende als Ewiges), den Raum aber als Omni-
praesentia Phaenomenon (Allgegenwart in der Erscheinung,
das Allgegenwärtige selbst als erscheinend, das Erscheinende
als allgegenwärtig) definiert. Dies wird nur aus Leibnizischen
Voraussetzungen verständlich, nämlich so, daß jeder indi¬
viduelle Punkt der Entwicklung der Phänomene in einer
jeden Substanz die ganze Kette ihrer Phänomene in der ganzen
Zeit, und auch die gleichzeitigen Phänomene aller anderen
Substanzen in sich „spiegelt" oder „ausdrückt" und so auf
das Universum der Monaden, auf die Monade der Monaden,
die letzte Einheit aller Sondereinheiten bezogen, in ihre
All-Wechselbezüglichkeit einbezogen ist. Auch in der „Kritik
der reinen Vernunft" versteht es sich nur aus solchen Leib¬
nizischen Voraussetzungen, daß die Zeit selbst das stehende
Korrelatum alles Daseins in der Erscheinung, alles Wechsels
und aller Begleitung genannt wird, denn der Wechsel könne
nicht die Zeit selbst treffen, sonst brauchte es eine zweite
Zeit, in der sie wechselt. Dies deckt sich fast mit Bergsons
berühmter Aufstellung der durée (Dauer), welche ihm eine
unwandelbar beständig gegebene Grundlage des Erscheinens
bedeutet; wogegen er am Raum (dem man sonst eher, gegen¬
über der ewig verfließenden Zeit, ruhenden Bestand zuge¬
schrieben hat) einen Charakter der Aktivität erkennt. In
der Tat liegt in der Erstreckung, in der Ausdehnung (extensio)
unwidersprechlich das Moment der Fortschreitung. Wem
aber diese Beweglichkeit des Raumes so nicht einleuchten
will, der möge sich, angesichts der Raumtheorie der modernen
Relativitätslehre, die Frage vorlegen, was es wohl Beweg¬
licheres geben kann als die Ortsbestimmtheit auf Grund
der nicht zu leugnenden Tatsache der unendlichen Rela¬
tivität. Der Raum will durchmessen sein, er vertritt selbst
das Abstandnehmen, das Außereinander, die Zeit dagegen,
rein für sich, nichts als die ± Vor Zeichnung. Diese gilt unter¬
schiedslos, unveränderlich identisch für jeden Existenz¬