Full text: Vorlesungen über praktische Philosophie

Gr u nd kategorien. 
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gesehen nach Art eines Vertragsverhältnisses von Einzelnem 
zu Einzelnem, sondern als wesentlich gegründet in einer voraus 
und zentral den ganzen Wirkungszusammenhang durchwal¬ 
tenden und ihn zum dynamischen System einigenden Wir¬ 
kungstotalität. 
§ 27. Was nun die Wechseldynamik für Willen und Hand¬ 
lung bedeutet, geht aus dem Gesagten schon hervor. Begrün¬ 
den die zwei ersten Relationsphasen die intensive Einheit und 
die extensive Auswirkungsmächtigkeit wie einer jeden dyna¬ 
mischen Potenz, so auch des Willens, eben als dynamischer 
Potenz, so diese dritte die im Gegen Verhältnis, in der Gegen- 
strebigkeit und der damit gegebenen Gegeneinanderspannung 
beider gegründete Geschlossenheit des sich selbst erhaltenden 
dynamischen Ganzen, des echten Individuums; nicht dessen 
allein, woran man bei diesem Wort zu denken pflegt: des 
willensfähigen und willensmächtigen Einzelwesens, sondern 
ebensosehr der individualen Gemeinschaft z. B. eines Volkes, 
oder selbst der Menschheit; überhaupt einer jeden echten 
,,Physis“, „Natur“ im alten Aristotelischen Sinne dessen,wras 
den Grund von allem, was es wird, in sich selbst hat und in 
allen Entwickelungen seiner Dynamik sein Selbstsein be¬ 
hauptet und entwickelt. 
Es ist ein durch die besondere Gestaltung der naturwissen¬ 
schaftlichen Methoden, wie sie in den letzten Jahrhunderten 
sich herausgebildet haben, verschuldeter Irrtum, daß es in dem, 
was heute gewöhnlich unter „Natur“ verstanden wird, näm¬ 
lich im Draußen, „Naturen“ in solchem Sinne: in sich ge¬ 
schlossene Wesenheiten, überhaupt nicht gebe. An den biolo¬ 
gischen Einheiten, heißen sie Individuen oder Gattungen, 
wurde es endlich klar, daß man mit dieser Annahme nicht 
durchkommt. Für die „leblose“ Natur aber hält man dabei 
die alte Vorstellung eigentlich der Substanzlosigkeit im all¬ 
gemeinen noch fest, ohne ernstlich zu fragen: gibt es denn 
überhaupt Lebloses schlechthin, oder am Ende nur solches,
	        
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