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Kap. II. § 19.
Ausdruck gegeben. Die Philosophen (sagt man etwa) zählen
immer nur bis drei. Aber aller Spott vermag es nicht zu
ändern: es wird nur, was wird; was aber wird, fängt einmal
an; es kann nur anfangen mit dem Anfang; und es endet;
es kann nur enden mit dem Ende; und kann vom Anfang
zum Ende nur gelangen, indem ein Fortgang vom Einen zum
Anderen sich vollzieht gleichsam in der Verbindungslinie
beider, und indem dieser Fortgang sich von Schritt zu Schritt
im logischen Vor und Nach bestimmt. Wer einmal aufs
Ganze und Letzte, notwendig Einzige hinaus will, wie es
durch den schlichten Sinn des „Es ist“ nun doch gefordert
ist, der wird dem nicht entgehen können, daß als radikaler
Anfang das reine Nicht-Sein, als letztes Ende die Totalität
des Seins, das voll-endete Sein, das Nichts-nicht-sein aner¬
kannt sein will. Und wer begreift, daß Werden Stetigkeit
einschließt (jede Unterbrechung wäre insoweit eben Auf¬
hebung des Werdens), der wird auch zugeben müssen, daß
alles Werden zuletzt stetiger Übergang sein muß von Nicht-
Sein zu Sein. Im stetigen Übergang aber kann zwischen
den beiden Endpunkten nicht die Lücke des Keins-von-bei-
den zugelassen werden, sondern er läßt sich nur denken als
Hervorgehen der Scheidung aus der Ungeschiedenheit;
welche Scheidung eben darum nicht Scheidung bleiben darf,
sondern zur Einheit wieder Zusammengehen und in der Voll¬
endung des Werdeganges, im Bereiche der vollendeten Wirk¬
lichkeit wiederum Einheit werden muß. Das aber und nichts
anderes ist der logische Dreischritt, der daher in aller Strenge
zu behaupten und in völliger Ausnahmslosigkeit durchzu¬
führen ist durch den ganzen Bereich des logischen Werdens,
als Werdens zum Sein, bis zur letzten Begrenzung im Ge¬
wordensein. Gilt in diesem Sinne mit unausweichlicher Not¬
wendigkeit der Dreischritt, so wird dabei doch wirklich nicht
nur bis drei gezählt, sondern es wird gerade volle, unver¬
kürzte Unendlichkeit, unendlichfache, ja unendlich-dimen¬