Full text: Vorlesungen über praktische Philosophie

Theoretik. 
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das System der Grundkategorien selbst. Das ist schon Ka¬ 
tegorie, schon gewortetes Wort, aber noch dieses überhaupt 
nach seiner eigenen, sagen wir der Analogie nach gramma¬ 
tischen, doch nicht schlechthin allgemeinen — nicht sowohl 
Prägung als vielmehr Prägungsweise, nach der schlechthin 
allgemeinen, keiner besonderen Prägung unterschiedlich 
eigenen Gesetzlichkeit der Prägung ausgedrückt. Der ganze 
nun erst beginnende Aufstieg durch die Potenzenreihe, die 
ganze fernere Steigerung oder Potenzierung (Heraklit ge¬ 
braucht schon diesen Ausdruck av^r], eigentlich „Mehrung“, 
die aber qualitativ, eben als Aufstieg, Steigerung, Potenzierung 
gemeint ist) vollzieht sich also, indem die Kategorien, und 
zwar sämtliche, wieder auf jede Kategorie Anwendung finden, 
die Steigerung ihnen also nicht irgendwie von außen kommt, 
sondern ganz aus ihnen selber hervorgeht, darum auch in 
ihnen bleibt, also Selbststeigerung ist; Kant gebraucht ein¬ 
mal den Ausdruck der Selbstgebärung der Vernunft; das ist 
genau, was auch Heraklit sagen will. Eine solche kategoriale 
Potenzreihe ergibt also, als Nächstes, eine Folge von Stufen, 
deren Sinn und Entstehungsweise uns an dem Fundamental¬ 
fall des Aufbaues der Grundkategorien selbst nun schon 
deutlich ist, und deren Aufbau ganz in gleicher Weise, nach 
den gleichen Grundprinzipien sich vollziehen muß, nämlich 
allemal so, daß (um es in ganz geläufiger, jedem vertrauter 
Sprache auszudrücken) erst das Allgemeine dessen, wonach 
jeweils die Frage ist, aufgestellt wird, dann eine Besonderung 
dieses Allgemeinen sich vollzieht, und endlich die Reihe dieser 
Besonderungen gleichsam integriert wird, um vom Besonderen 
zum Einzig- oder Individualbestimmten zu führen, in welchem 
allemal der Prozeß zu seinem Abschluß kommt. In diesem 
Sinne forderten wir soeben zuerst die Potenzierung überhaupt, 
dann die gesetzliche Entwickelung in die Reihe beliebig 
höherer Potenzen, und endlich die Integration dieser unend¬ 
lichen Reihe in der Ganzheit und damit Einzigkeit des ge- 
Natorp, Vorlesungen über prakt. Philosophie. 18
	        
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