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Kap. I. § 2.
Letzten, Überkosmischen und Überpsychischen, wie es nun
auch benannt sei. In solchem Sinne also bedeutet uns ,,prak¬
tische Philosophie” nicht eine Philosophie bloß des Prak¬
tischen, als einen Teil der ganzen Philosophie, sondern das
Ganze der Philosophie (das keine Teilung verträgt) unter dem
herrschenden Gesichtspunkt der Praxis.
§ 2. Vorausgesetzt wird hierbei, daß es das Ganze der
Philosophie gibt. Ist das selbstverständlich ? Gibt es ein
System, gibt es das System der Philosophie? (Denn Sy¬
stem verlangt Einzigkeit.) Das wird sehr ernstlich bestritten.
— Nun, der Frage soll nicht ausgewichen werden. Für diesen
Anfang aber genügt zu antworten, daß jedenfalls das Streben
zur Ganzheit, zum System, der Philosophie wesentlich ist.
Ob es sein Ziel erreicht, ob es dies Ziel je erreichen kann, das
kann nur der Versuch entscheiden; die Entscheidung darüber
wird hier nicht vorweggenommen. Das Ganze der folgenden
Darlegung selber wird die Antwort geben. Es wird sich zei¬
gen, ob es ein in sich geschlossenes Ganzes, ob es ein geistiger
Kosmos ist, der, für diesmal unter dem Gesichtspunkt des
Praktischen, sich ergibt, oder wenigstens in Sicht kommt und
sich als sinnvolle Aufgabe erweist.
Wesentlicher ist es, schon gleich zu Anfang uns darüber
klar zu werden, was das Kriterium der Ganzheit der
Philosophie ist, welche Bedingung erfüllt sein muß, damit
sie sich behaupten läßt. Dies Kriterium läßt sich angeben.
Soll Philosophie ein Ganzes in dem von ihr stets gemeinten,
notwendig zu meinenden Sinne sein, dann muß sie der For¬
derung eines einheitlich kategorialen Aufbaus aller ihrer
Aufstellungen genügen. Das ist eigentlich der Sinn der For¬
derung des Systems. Sie muß, als ganze, sich darstellen
unter der Form einer allgemeinen, d. h. das Ganze des philo¬
sophischen Gehalts umspannenden Kategorienordnung.
Nicht als wäre Philosophie nichts als Kategorienlehre. Son¬
dern es wird wohl auch dies wieder nur einer der Gesichts¬