von der Natur folgt, der allerschrecklichste, drückendste
und elendeste ist, dann ist klar: irgend etwas Bösem
nachzugeben oder beizustimmen, ist eine Verletzung des
eigenen Interesses und führt zu den größten Übeln; und
andererseits: alles, was dazu dient, die Tugend zu vervoll¬
kommnen und Lauterkeit und richtige Neigung zu be¬
festigen, fördert das eigene Interesse und führt zum grö߬
ten und sichersten Glück und Genuß.
Die Weisheit, welche die Natur lenkt und regiert, hat
es so eingerichtet, daß es dem persönlichen Wohle und
Interesse jedes einzelnen Geschöpfes entspricht, für das
allgemeine Wohl zu wirken; hört es auf, dies zu tun, so
handelt es genau so sehr gegen sich selber und hört auf,
sein eigenes Glück und Wohlergehen zu befördern. Daher
ist es dann geradezu sein eigener Feind; und es kann nur
dann gut und nützlich für sich selbst handeln, wenn es
stets das Wohl der Gesellschaft oder des Ganzen, von dem
es ein Teil ist, im Auge behält. So haben wir also gefun¬
den: die Tugend, die von allen Vortrefflichkeiten und
Schönheiten die wichtigste und liebenswürdigste, die der
Halt und der Schmuck der menschlichen Dmge ist, die
Gemeinschaften aufrecht erhält, Eintracht, Freundschaft
und gute Beziehungen unter den Menschen festigt, durch
die ganze Länder und einzelne Familien blühen und
glücklich sind und deren Mangel alles Anmutige, alles
Hervorragende, Große und Würdige zerstört und zu-
gunde richtet: die Tugend, sage ich, diese einzigartige
igenschaft, die jeder Gesellschaft und der Menschheit
im allgemeinen so wohltätig ist, ist ebensosehr das Glück
und Gedeihen jedes einzelnen Geschöpfes im besonderen,
und nur durch sie allein kann der Mensch glücklich, ohne
sie muß er unglücklich sein.
So ist Tugend jedermanns Wohl und Laster jedermanns
Übel.
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