untreu wird und nachteilig wählt, sind Zeichen der
décadence (eine Menge der berühmtesten sogenannten
„Heiligen" sind einfach durch ihren Mangel an „Egois¬
mus" überführt, décadents zu sein —).
Die Handlungen der Liebe, des „Heroismus" sind so
wenig „unselbstisch", daß sie gerade der Beweis eines
sehr starken und reichen Selbst sind: das Abgebenkönnen
steht den „Armen" nicht frei. .. ebensowenig die große
Verwegenheit und Lust am Abenteuer, die zum „Herois¬
mus" gehört. Nicht „sich opfern" als Ziel, sondern
Ziele durchsetzen, über deren Folgen man aus Übermut
und Zutrauen zu sich nicht besorgt ist, gleichgültig
ist.. .
478.
s. 484/485 Es ist ganz und gar nicht die erste Frage, ob wir mit
uns zufrieden sind, sondern ob wir überhaupt irgend
womit zufrieden sind. Gesetzt, wir sagen Ja zu einem
einzigen Augenblick, so haben wir damit nicht nur zu
uns selbst, sondern zu allem Dasein Ja gesagt. Denn
es steht Nichts für sich, weder in uns selbst noch in den
Dingen: und wenn nur ein einziges Mal unsre Seele wie
eine Saite vor Glück gezittert und getönt hat, so waren
alle Ewigkeiten nötig, um dies Eine Geschehen zu be¬
dingen und alle Ewigkeit war in diesem einzigen Augen¬
blick unseres Jasagens gutgeheißen, erlöst, gerechtfertigt
und bejaht.
479-
Die Ja-sagenden Affekte: — der Stolz, die Freude,
die Gesundheit, die Liebe der Geschlechter, die Feind¬
schaft und der Krieg, die Ehrfurcht, die schönen Ge¬
bärden, Manieren, der starke Wille, die Zucht der hohen
Geistigkeit, der Wille zur Macht, die Dankbarkeit gegen
Erde und Leben — Alles, was reich ist und abgeben will
und das Leben beschenkt und vergoldet und verewigt
und vergöttlicht — die ganze Gewalt verklärender Tu¬
genden .. . alles Gutheißende, Jasagende, Jatuende —.
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